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[Rezension] Shane Jones: Thaddeus und der Februar

Originaltitel: Light Boxes

Inhalt:
Viele hundert Tage schon währt die kalte Herrschaft des Februars: Der Wechsel der Jahreszeiten ist außer Kraft gesetzt, finstere Priester patrouillieren, Papierdrachen dürfen nicht mehr zum Himmel aufsteigen, Kinder verschwinden im Wald. Traurigkeit legt sich über die Stadt wie der Schnee, der endlos fällt, doch die Erinnerung an warme Tage lebt weiter. Die Stadt beschließt, in den Kampf zu ziehen, den Winter zu besiegen, und Thaddeus, der Ballonfahrer, soll ihr Anführer sein. Doch dann stößt Thaddeus in einer Hütte am Waldrand auf den Februar selbst – und es ist ein Mann, der eine Geschichte schreibt: die Geschichte der Stadt …

Kommentar:
»Thaddeus und der Februrar« ist ein ausgesprochen hübsches kleines Buch: kompakt, ansprechend gestaltet, typografisch interessant und mit sehr schönen Zeichnungen von Ria Brodell zu einzelnen Buchszenen. Zweifellos malt auch Shane Jones sehr anschauliche, lebendige Bilder und schafft vereinzelt wunderschöne, poetische Sätze. Das ist aber leider auch schon das beste, was ich über das Werk sagen kann.

Das Buch dürfte wohl der literarischen Moderne bzw. der experimentellen Literatur zuzuordnen sein. Es wird mit der Typografie gespielt, immer wieder sind Listen mit Aufzählungen eingestreut und es gibt Seiten, auf denen nur ein Satz steht oder ein einziger Satz wiederholt wird. Damit könnte ich mit gut arrangieren, wenn ich den Sinn der Geschichte verstanden hätte, doch Jones‘ Metaphorik erschließt sich mir nicht im geringsten. Wie der Pressetext offenbart, erzählt der Autor von etwas, »das tief in uns existiert«; ich weiß nur leider nicht, was das sein soll. Und nicht nur begreife ich den tieferen Sinn nicht, ich vermag nicht mal der vordergründigen Geschichte zu folgen. Dankenswerterweise erhellt einen der Klappentext einigermaßen, darüber hinaus ist die Story aber einfach nur verworren und fragementarisch; befremdliche, teils brutale Szenen reihen sich – oft zusammenhanglos – aneinander. Am Ende ist der mutmaßliche Februar gar nicht der Februar, sondern der echte Februar hat nur so getan als sei der falsche Februar der echte Februar … oder so. Sein Täschungsmanöver hilft ihm jedenfalls nichts, er wird von Thaddeus besiegt. Alles wird gut, die Toten sind gar nicht tot – vom Februar abgesehen –, und Juni und Juli halten Einzug. Es steht zu hoffen, dass die beiden weniger fiese Gestalten sind als der Februar, sonst gibts womöglich eine Fortsetzung.

Fazit:
Eindeutig nur etwas für Freunde experimenteller Literatur. Da ich trotz literaturwissenschaftlichen Studiums nichts begriffen habe und mich das Buch offenbar heillos überfordert, kann ich mich nur Thaddeus selbst anschließen, der im Gespräch mit dem falschen Februar feststellt: »Das ist doch alles Irrsinn« (S. 143).

11 Kommentare zu [Rezension] Shane Jones: Thaddeus und der Februar

  • *gg* diese rezension gefällt mir ;)
    ich hab neulich auf einem anderen blog schon etwas dazugelesen, was ähnlich klang…ich denke also mal ich halte mich sicherheitshalber von diesem buch fern ;)

  • Darf ich deine Rezi kopieren und als meine ausgeben? ;) Treffender hätte ich es nicht sagen können.

  • Oh, das klingt ja gar nicht gut…dabei hatte ich bisher nur begeisterte Stimmen zu dem Buch gehört *grübel*
    Naja, auf meiner Wunschliste bleibt es vorerst dennoch :)

  • @Katha: Wenn man sich mit dieser Art von Literatur anfreunden kann, kann man bestimmt Spaß mit dem Buch haben. Ich hab zwar nen Magisterabschluss in Germanistik, konnte mit derlei Texten aber noch nie was anfangen.

    @Nina: Unsere Meinungen decken sich in letzter Zeit erstaunlich oft, kann das sein?!

  • Coole Rezension Irina! Ich fand das Buch eh nicht sooooo interessant, aber jetzt bin ich davon überzeugt, dass ich es auch nicht verstehen würde. Diese Bücher in denen jemand möglichst geistreich wirken möchte indem er irgendwelchen Kappes aneinanderreiht, viele brutale Szenen einbringt und dem ganzen einen philosophischen Stempel aufdrückt muss ich nicht haben… aber es gibt ja Leute, denen gefällt sowas, dann können sie das für mich kaufen und behalten ;)

    Schönen Sonntag!
    Katrin

  • Bin ich die einzige, der das Buch gut gefiel? So viele brutale Szenen waren es jetzt wirklich nicht. Vielleicht braucht man die richtige Stimmung, um sich auf das Buch einzulassen. Für mich lief da ein fantastischer Film ab, in dem sich erst gegen Ende zeigt, wie alles zusammen hängt. Aber ich lese ja sowieso gerne schräge Bücher. ;)

  • Ich geb dir recht, dass es nicht viele brutale Szenen sind; das wollte ich auch nicht so in den Vordergrund stellen, wie Katrin es verstanden hat. :)

  • @Katrin: ich dachte übrigens vorher auch, dass ich das Buch nicht verstehen würde. Bin mit der Einstellung ran gegangen: lies jeden Tag 50 Seiten, dann hast Du es bald hinter Dir. Und was war? Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Vielleicht gerade weil ich nicht den Anspruch an mich gestellt habe, es verstehen zu müssen und nicht jeden Satz analysiert habe, sondern die „Gesamtkomposition“ (entschuldigung, mir fällt gerade kein anderes Wort dafür ein) auf mich wirken lies. Wenn ich mein, momentan verliehenes, Exemplar wieder habe, kann ich es Dir gerne mal zum testen ausleihen. Musst es dann ja auch nicht zu Ende lesen, wenn es Dir nicht gefällt. ;)

  • […] aber keinesfalls einen langweiligen. Ein interessantes, kurzweiliges Leseerlebnis.“ – und Kritik – „Eindeutig nur etwas für Freunde experimenteller […]

  • bexxx

    es erstaunt mich jedesmal auf ein neues zu merken, dass die größten meisterwerke von den meisten banaldenkenden möchtegernkritikern niedergemacht werden. wer diese geschichte nicht als hervorragend geschrieben erachtet, ist meiner meinung nach ignorant und wer sie einfach nur nicht versteht ist wahrscheinlich nicht der hellste oder hat seine fantasie in der toilette runtergespült.
    meines erachtens sollten sich schirftsteller des 21. jahrhunderts nicht demselben ausgelutschten schreibstil (der allerdings der einzige ist, der unserem lieben kritiker zusagt) unterordnen, sondern eine neuere modernere literatur erschaffen.

    lasst sie sich entfalten!
    bildet euch eure eigene meinung!

    ich versuche nicht hier den aufklärer zu spielen, aber nachdem man lesen muss, dass sich hier 6 leute einfach so einem kritiker anschließen, die wahrscheinlich zu bequem sind um selbst nachzudenken, muss mann einfach mal etwas sagen.

    des weiteren kann ich es mir nicht verkneifen Sie geehrter kritiker zu fragen, was Sie mit „Damit könnte ich mit gut arrangieren, wenn ich den Sinn der Geschichte verstanden hätte….“ meinen und ob Sie Ihre nächte kritik nicht vielleicht doch lieber noch einmal korrekturlesen lassen, bevor Sie sie veröffentlichen. ich jedenfalls verstehe weder Sie noch den sinn der geschichte die Sie sich da zusammenschwafeln.

    ein einmaliges buch.
    lest. genießt. fallt.

  • Ich setze mich ja wirklich gerne mit unterschiedlichen Meinungen auseinander, aber nicht auf diesem Niveau. Insofern habe ich lange überlegt, ob ich den Kommentar überhaupt freischalten soll, da ich eigentlich keine Lust darauf habe, mich hier – auf meiner eigenen Seite – von irgendwelchen Leuten angreifen zu lassen, die andere Geschmäcker nicht akzeptieren können, andere Meinungen (ganz offensichtlich) als persönlichen Affront empfinden und noch nicht einmal dazu in der Lage sind, sachlich zu argumentieren. Das kann man ja auch bei Amazon wunderbar beobachten, wo Leute, die Kritik an einem allseits beliebten Werk üben, regelmäßig per Kommentar auf einer vollkommen unsachlichen und persönlichen Ebene attackiert werden.

    Sie, geehrte Frau bexxx, sollten bitte zur Kenntnis nehmen, dass ich mich nicht als Literaturkritikerin verstehe, sondern einfach eine Leserin bin, die ihre rein persönliche und »strikt subjektive Meinung« (Begriff bei LeseLustFrust ausgeliehen, danke!) postet. Im Gegensatz zu Ihnen würde ich mir niemals anmaßen, mein Urteil zu irgendeinem Buch für allgemeingültig zu halten oder versuchen, andere Leute zu missionieren. Dass sich dennoch einige regelmäßige Leser u.U. an meinen Kommentaren orientieren, liegt vermutlich daran, dass sie im Laufe der Zeit meine Meinung einzuschätzen gelernt haben und entsprechend daraus schließen können, ob ihnen ein Buch liegt oder nicht.

    Hätten Sie, liebe Frau bexxx, meinen Kommentar zum »Thaddeus« wenigstens kurz reflektiert, statt zu einem Rundumschlag gegen mich und die Kommentatoren auszuholen (so viel zum Thema »Ignoranz«), hätten sie erkannt, dass ich das Buch mitnichten »niedergemacht« habe, sondern dass ich es der »experimentellen bzw. modernen Literatur« zugeordnet habe, die nun mal – da mögen vielleicht sogar Sie mir zustimmen, schließlich sind Sie ja offenbar sowohl fantasiebegabt als auch bemerkenswert helle – nicht jedermanns Sache ist. Dies scheint ja sogar der Verlag zu akzeptieren; nicht umsonst hat er meinen Kommentar auf der verlagseigenen Thaddeus-Seite verlinkt, statt mich mit Schmähungen zu bedenken.

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