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[Keine Rezension] Charlotte Roche: Schoßgebete

Kurzbeschreibung (Amazon):
Am liebsten tagsüber und Fenster zu wegen der Nachbarn. So mag es Elizabeth. Ihr Mann macht die Heizdecken auf dem Bett an, dann kann’s losgehen. Sie fährt sofort mit der Hand rein in Georgs XXL-Yogahose. Und ab hier betrügt sie ihre Männer hassende Mutter, die ihr beibringen wollte, dass Sex etwas Schlechtes sei. Hat aber nicht geklappt, Glück für Elizabeth, Glück für Georg. Aber Sex ist ja nicht alles, es gibt auch noch das Essenkochen für ihre Tochter Liza, und es gibt den Exmann, Lizas Vater. Keine geringe Rolle spielen auch ihre Ängste und ihre schrecklichen Eltern. Wobei diese Themen für Elizabeth seit dem Unfall immer zusammengehören.

Kommentar:
Ich gebe zu, ich hab das Buch vor allem aus Voyeurismus Neugierde gelesen: Ich wollte wissen, ob es Roche nochmal gelingt, mit einem Skandalbuch so viele Leser zu mobilisieren. Das erste Kapitel erweckt fast den Eindruck, als würde sie wieder in die gleiche Kerbe hauen, doch es wird schnell klar, dass hinter »Schoßgebete« doch ein bisschen mehr steckt als hinter »Feuchtgebiete« und dass Roche in einem deutllich weniger hohen Maß auf Ekelthemen setzt. Hier ist offensichtlich, dass es um eine traumatisierte Frau geht, die zum Wohle ihrer Tochter versucht, ihre psychische Störung und ihre zwanghaften Verhaltensweisen einigermaßen in den Griff zu kriegen. Ich fand das nur leider alles andere als spannend und zudem sprachlich unterirdisch schlecht – weshalb ich das Buch nach ca. einem Drittel gelangweilt bis entnervt weggelegt habe und mich erst einige Tage später zum Weiterlesen aufraffen konnte. Nicht, dass es sich im Verlauf der Handlung wesentlich gesteigert hätte, aber es wird doch immerhin etwas interessanter.

Das liegt vor allem daran, dass Roche ihre Protagonistin Elisabeth ihren eigenen Schicksalsschlag nacherleben lässt: ihre drei Brüder sterben bei einem Autounfall auf dem Weg zur Hochzeit, woraufhin die schockierte Familie auch noch von Reportern der BildDruck-Zeitung belästigt werden. Diese Parallele ist ziemlich seltsam, weil man nicht unterscheiden kann (und vermutlich auch nicht soll) zwischen Roche und Elisabeth bzw. weil man nicht weiß, wie viel Roche in Elisabeth steckt – auch wenn einleitend gesagt wird, dass der Roman zwar auf einer wahren Begebenheit basiert, aber darüber hinaus jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen rein zufällig und nicht beabsichtigt sind. Weil mich Roche als Person nicht wirklich interessiert, ist mir das zwar letztendlich egal und ich zerbrech mich nicht weiter den Kopf darüber, aber das Kokettieren mit diesem Umstand befremdet mich.

Fazit:
5/15 – Besser als »Feuchtgebiete«, aber für meinen Geschmack vollkommen verzichtbar.

 

 

Trivia
Wer eine umfassende Rezension zu »Schoßgebete« lesen will, der sollte sich z.B. die bei der FAZ ansehen.

9 Kommentare zu [Keine Rezension] Charlotte Roche: Schoßgebete

  • Hm, deine Sternebewertung sieht mir da doch etwas hoch aus ;)

    Das ist ja echt seltsam, dass sie ihren eigenen Schicksalsschlag da so „verbrät“… finde ich komisch… ich meine, ich hoffe ihr hilft das darüber geschrieben zu haben, aber ob es richtig ist, dass dann mit der ganzen Welt (bzw. ganz Deutschland) zu teilen?

  • Oha, da haste wohl recht. Habs geändert; danke für den Hinweis.

    Ich find Roches Vorgehen auch strange, aber andererseits wundert mich bei der Frau seit »Feuchtgebiete« gar nix mehr! ;)

  • Angeblich hat sie bei »Feuchtgebiete« ebenfalls persönliche Erlebnisse verarbeitet – die Trennung ihrer Eltern. (Ich meine jedenfalls, das gerade im Zusammenhang mit »Schoßgebete« gelesen zu haben. Ich wusste das damals aber auch nicht, glaub ich.)

    • Ich glaub ich hab Feuchtgebiete gar nicht weit genug gehört (furchtbar gelesen von Charlotte selbst), um was von einer Elterntrennung mitzubekommen ;D

      • Ich glaub, das ist kein großer Verlust gewesen! ;)

        Und Autoren sollten sich echt gut überlegen, ihre eigenen Bücher vorzulesen. Es gibt wirklich nur einen verschwindend geringen Anteil, der das vernünftig hinkriegt. Hacke gehört dazu, Illies definitiv nicht.

  • Jo

    Deine Rezi bestätigt meinen Verdacht: Viel heiße Luft um Roche. Feuchtgebiete habe ich damals in der Buchhandlung quer gelesen und das hatte mir gereicht. Als das neue Buch rauskam und dann auch noch die Schwarzer den offenen Brief verfasst hatte, war schon fast klar, dass dieses Buch nicht der Knaller sein kann. Warum sonst braucht man so viel „Werbung“?

  • Jo: Ich glaub, die Roche zehrt bei diesem Buch immer noch ganz immens vom allgemeinen Entsetzen über ihre deutlich skandalöseren »Feuchtgebiete«. (Wobei diese Form der Aufarbeitung von traumatischen Ereignissen ja irgendwie auch einen Hauch von Skandal hat.)

    Ich war jedenfalls echt überrascht, dass das Buch ausgerechnet in der FAZ so positiv rezensiert worden (s.o.) – und nicht nur dort. Lustig fand ich, dass ich beim Zappen irgendeinen Literaturkritiker gesehen habe, der sich furchtbar über die unterirdische Sprache aufgeregt hat. Darüber hab ich mich total aufgeregt, denn wer ausgefeilte und stilistisch anspruchsvolle Sprache lesen will, der braucht nun wirklich nicht zu Roche zu greifen. Als ich dann aber das Buch gelesen hab, dachte ich schon nach wenigen Zeilen: »Mein Gott, was für eine grottenschlechte, unerträgliche Schreibe!« Manchmal haben Literaturkritiker eben doch recht! ;)

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