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Gedanken zu Klappentexten

Bei Turning World ist gerade eine kleine Diskussion zur Qualität von Rezensionen entbrannt, in deren Zuge auch das Thema »Klappentexte« angesprochen wird. Wenn ich das richtig deute, sind die Aussagen der »Kritiker an der Kritik« zwar mit einem Augenzwinkern zu bewerten, aber sie haben mich dennoch ins Grübeln gebracht.

Ich mag blauäugig oder vielleicht auch betriebsblind sein, aber ich finde, hier werden die Klappentexte der Verlage schlechter gemacht, als sie sind. Klar, es sind Werbetexte des Verlages, die den Verkauf des Buches ankurbeln sollen, und somit sind sie Marketinginstrument. Natürlich stellt der Verlag zu diesem Zweck Positives heraus und versucht, eine möglichst große Zielgruppe abzuholen, indem er deren Bedürfnisse und Wünsche bedient, aber das heißt ja noch lange nicht, dass Inhalte regelmäßig absichtlich falsch oder einseitig dargestellt werden.

Zugegeben, es kommt immer wieder vor, dass Verlagstexte gar nichts aussagen oder im schlimmsten Fall den Leser wirklich wissentlich auf eine falsche Fährte schicken – was zweifellos ein absolutes Unding ist, weil es nur zu Frustration bei Konsumenten und/oder Autoren führt. In letzter Zeit erlebt man das immer wieder mal im Paranormal-Genre, wo in Titeln oder Klappentexten Vampire auftauchen, die aber offenbar vor Drucklegung zu viel Sonne abgekriegt und sich in Staub aufgelöst haben; anders ist nicht zu erkären, wo sie hingekommen sind. Auch »Romantic Suspense«-Bücher und »Ladythriller« werden gerne mal als klassische Krimis/Thriller verkauft, was regelmäßig zu Beschwerden über den (zu) hohen Romance-Anteil führt, während sich im umgekehrten Fall die Romantikerinnenfraktion über zu wenig Liebe in »Urban Fantasy«-Büchern beschweren, die ihnen als »Romantasy« angedreht wurden.

Mir ist also durchaus bewusst, dass verlagsseitig mittels eines Klappentextes falsche Erwartungen geweckt werden können und dass diese Verlagstexte dann natürlich unzuverlässig und falsch sind. Aber das ist meiner Meinung nach nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Ob man auf solche bekanntermaßen falschen Texte im Zuge einer »Buchvorstellung« dennoch zurückgreift und sie richtig stellt, oder gleich ganz darauf verzichtet und durch eine eigene Inhaltszusammenfassung ersetzt, liegt wohl im Ermessen jedes Einzelnen und hängt sicher auch vom Grad der Falschinformationen ab; unkommentiert sollte ein falscher Klappentext jedenfalls nicht bleiben.

Als weiteres Argument gegen Klappentexte wird angeführt, dass sie (als Marketinginstrument) nicht neutral seien. Das mag zwar stimmen, impliziert allerdings, dass die Inhaltszusammenfassung eines Kritikers im Gegensatz dazu neutral(er) ist. Aber spiegelt nicht jeder Text das subjektive Empfinden des Verfassers wider – also nicht nur der Klappentext des Verlages, sondern auch die Inhaltsbeschreibung eines unabhängigen Rezensenten, wenngleich unterschiedliche Intentionen dahinter stehen? Die Inhaltsangabe eines kritischen Lesers ist nicht weniger subjektiv, nur weil sie nicht vom Verlag ist – sie ist m.E. nur anders subjektiv. Denn wie hab ich im vor Urzeiten Soziologieseminar gelernt: Es gibt keine Objektivität, jede Meinung und Zusammenfassung ist vom eigenen Hintergrund und Erfahrungshorizont geprägt, alles wird entsprechend der eigenen Erlebnisse wahrgenommen und bewertet.

Ich bin bei diesem Thema natürlich selbst nicht neutral, denn wie man auf meiner eigenen Seite sehen kann, hab ich keinerlei Probleme mit der Verwendung von Klappentexten in – wohlgemerkt: nicht-professionellen – Rezensionen. In den meisten Fällen finde ich sie sogar als kurze Inhaltszusammenfassung bzw. Appetizer bestens geeignet, weil sie normalerweise wesentliche Aussagen übers Buch enthalten und Lust auf mehr machen. Üblicherweise ergänzt man doch im Rahmen des Kommentars ohnehin wichtige zusätzliche Informationen im Zusammenhang mit Aufbau, Figuren usw. Aber ich gebe zu, ich persönlich bin ohnehin kein Freund von ausführlichen Inhaltszusammenfassungen und überfliege die normalerweise großzügig – insbesondere dann, wenn ich das Buch selbst noch lesen will! Ich will ja schließlich noch was Neues entdecken und nicht schon das meiste wissen! ;)

Was ich eigentlich sagen wollte: Auch wenn es schwarze Schafe unter den Verlagen gibt, die absichtlich falsche Erwartungen wecken, sind die Mehrzahl der Klappentexte m.E. besser als ihr Ruf und durchaus brauchbar – auch als Einstieg in eine Kritik.

5 Kommentare zu Gedanken zu Klappentexten

  • Hallöchen!

    Ich kann dir da nur zustimmen. So ganz mit einem Augenzwinkern sehe ich die Sache allerdings nicht. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

    Weiterhin verwende ich Klappentexte in meinen Rezensionen, weil sie -wie du schon sagtest- als Appetizer dienen können oder eben richtig gestellt werden, sollten sie völlige Falschinformationen enthalten. Von Verlagen und meinem Partnerprogramm wurde mir auch bestätigt, dass eine Verwendung durchaus rechtens ist. Das in der eigenen Rezension dann noch einmal der eigene Eindruck zum Inhalt dargestellt wird soll dem Leser eine zusätzliche Meinung vermitteln. Außerdem bleibe ich nach wie vor dabei, dass was im Klappentext an inhaltlichem vorausgenommen wird auch in 90% der Fälle einen Rahmen für die Rezension steckt. Kurz: er hilft mir nicht zu viel zu verraten :)

    So viel erstmal von mir :)

  • Meine Rezensionen ( zumindest die, die bei Booklove eingestellt werden ) beinhalten meistens den Klappentext UND eine eigene Zusamenfassung. Wobei es mir sehr sehr seeeeheeer selten wirklich untergekommen ist, dass der Klappentext etwas versprochen hat, was dann gar nicht wahr war.

  • irina

    Wie gesagt, Holly, ich denke auch, dass das eher die Ausnahme ist, aber dass es überhaupt vorkommt, führt natürlich bei manchen Leuten zu einem gewissen Misstrauen.

    Ein mir bekannter Fall ist »Perfektion« von Michaela Rabe (Michelle Raven): ein Ladythriller, der lt. Beschreibung aber wie ein »echter« Thriller klingt und deswegen z.T. miserable Kritiken gekriegt hat. Das wiederum hat zu einigem Unmut bei Autorin und Fans des Buches geführt, doch ein geschmähte Kritiker bei Amazon sagt in einem Kommentar nicht zu unrecht: »Wer schummelt, sollte die Folgen nicht beklagen!«.

    Ein weiterer prominenter Fall aus jüngerer Zeit ist die Fever-Serie von Karen Marie Moning, die bei Ullstein erscheint und als Vampirserie verkauft wurde (»Im Bann des Vampirs« und »Im Reich des Vampirs«. In beiden Büchern ist im Klappentext explizit von Vampiren die Rede, nur leider tauchen keine auf; Feen sind das Thema. Offenbar hat die anhaltende Kritik am Verlag aber Wirkung gezeigt, denn man ist mit Band 3 endlich von den Vampiren abgekommen und redet jetzt um den heißen Brei rum, indem man nur noch allgemein von »dunklen Mächten« spricht. Offenbar rechnet man durch den Wegfall des Auto-buy-Begriffs VAMPIR aber mit Verkaufseinbußen, denn man verkauft das Buch für nen Euro mehr als die Bände 1 und 2. ;)

  • Mir sind im Laufe meines Leserlebens schon etliche schlechte/falsche Klappentexte untergekommen, die falsche Erwartungen geweckt, den Schwerpunkt falsch gelegt oder gar falsche Informationen vermittelt haben. Hatte ich hier schon mal bemängelt, als aus Anita, der Vampirjägerin, selbst ein Vampir wurde.
    Ich habe jedenfalls in diversen Rezis schon «anders, als es der Klappentext vermuten lässt » o.Ä. geschrieben.

    Und trotzdem setze ich den Klappentext der Vollständigkeit halber immer vor meine Rezension. Er dient nun mal dem ersten Eindruck und ich finde ich auch nicht schlimm, dass er nicht neutral ist, weil eben von Verlagsseiten. Irgendwas muss man auf die Bücher ja drauf schreiben, damit der Leser weiß, was er in den Händen hält. Das ist bei jedem anderen Produkt ja auch so. Und dass man dabei schaut, dass man werbetechnisch das Beste draus macht, ist ja wohl logisch. ;)

    Der Leser/Verbraucher an sich muss eben schauen, was er daraus macht. ;) So verlasse ich mich – vor allem nach der letzten Pleite – mittlerweile nicht mehr nur auf den Klappentext, sondern lese erst ein paar Rezensionen zu dem Buch, bevor es ins Regal wandert. So kann ich nämlich gegenprüfen, ob sich die Inhaltsbeschreibung der Rezensenten mit der des Verlags deckt. ;)
    Wirklich objektiv sind diese natürlich auch nicht, aber wenn man mehrere liest, bekommt man schon einen guten Eindruck von dem „richtigen“ Inhalt und ich kann einordnen, ob das Buch wirklich etwas für mich ist oder eher doch nicht.

  • irina

    Oh stimmt, der Anita-Blake-Fall … Da hatte mich der Klappentext auch erst mal ziemlich verwirrt! *g*

    Mir ist übrigens tatsächlich mal ein komplett falscher Text untergekommen. Als ich das Buch mit dem falschen Text in die Finger gekriegt hab, hab ich echt an meinem Verstand gezweifelt, die Beschreibung kam mir SO bekannt vor, ich wusste, ich hab das Buch gelesen – aber ich kannte weder Autor noch Titel. Irgendwann wurde mir klar, dass da der Grafik im Hause Lübbe wohl ein kleiner Fehler unterlaufen sein muss beim Einkopieren des Textes in die Layoutdatei.

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