… aber zum Leben zu wenig – das dürfte wohl auch auf die Honorare der Übersetzer von englischsprachiger Belletristik zutreffen. Der Übersetzerstreit ist ja derzeit wieder in aller Munde und hat mir (obwohl ich in der Verlagsbranche arbeite) erst so richtig klar gemacht, wieso ich mich so oft mit so üblen Übersetzungen aus dem Englischen herumschlagen muss.
Wie ich jetzt weiß, erhält ein Übersetzer pro übersetzter Buchseite im Schnitt 18 € pro Tag. (Für alle Branchenfremden: Buchseite = Normseite = 1800 Anschläge inkl. Leerzeichen, also auch, wenn im layouteten Buch auf einer Seite mehr oder weniger abgedruckt wird.) Pro Tag schafft ein Übersetzer im Schnitt und wenn es gut läuft fünf abgabereife Seiten – wobei allerdings spätere Korrekturgänge mit eingerechnet sind. Macht bei 20 Arbeitstagen im Monat (5-Tages-Woche) 100 Seiten im Monat, macht bei voller Auslastung (!) 1800 € Verdient pro Monat. Netto, versteht sich. Was vor allem deshalb entscheidend ist, weil die meisten Übersetzer freiberuflich tätig sind. Rechnet man alle Abgaben und Ausgaben wie Versicherungen, Vorsorge für »harte« Zeiten und Rentenalter, Arbeitsgerätschaften usw. ab, dürften inetwa 1000 € im Monat bleiben. Ist ja nicht gerade viel … da kann man den einen oder anderen Übersetzer verstehen, der sich nicht die Mühe macht, sich lange mit anspruchsvolleren Textstellen abzumühen und somit jede Menge Zeit zu verlieren. Zumal, wenn er in Lohn und Brot bei der Random House Gruppe steht; die zahlen nämlich gar nur 12–17 €!
Wobei ich gar nicht weiß, warum ich so erstaunt bin; ich kenn diese Honorare doch!
*nick
Für Gutachten gibts auch nur noch knapp die Hälfte, wenn die mal nicht gestrichen sind. Das Geld der Mehreinnahmen landet garantiert nicht in Übersetzung und Lektorat, damit leidet die Qualität der Bücher. Eigentlich traurig.
Auf Seiten wie vorablesen, wo man das dann auch mal dutzende Male lesen kann, ist das wie ein Schlag ins Gesicht.