Verlagstext:
New York Times bestselling author Mary Balogh returns to the elegance and sensuality of Regency England as she continues the enthralling story of four remarkable women–friends and teachers at Miss Martin’s School for Girls. At the center of this spellbinding novel is Anne Jewell, a teacher haunted by a scandalous past…until she meets a man who teaches her the most important lesson of all: nothing is simple when it comes to love.…
She spies him in the deepening dusk of a Wales evening–a lone figure of breathtaking strength and masculinity, his handsome face branded by a secret pain. For single mother and teacher Anne Jewell, newly arrived with her son at a sprawling estate in Wales on the invitation of an influential friend, Sydnam Butler is a man whose sorrows–and passions–run deeper than she could have ever imagined.
As steward of a remote seaside manor, Sydnam lives a reclusive existence far from the pity and disdain of others. Yet almost from the moment Anne first appears on the cliffs, he senses in this lovely stranger a kindred soul, and between these two wary hearts, desire stirs. Unable to resist the passion that has rescued them both from loneliness, Anne and Sydnam share an afternoon of exquisite lovemaking. Now the unwed single mother and war-scarred veteran must make a decision that could forever alter their lives. For Sydnam, it is a chance to heal the pain of the past. For Anne, it is the glorious promise of a future with the man who will dare her to reveal her deepest secrets…before she can give him all her heart.
Kommentar:
Nachdem ich Baloghs Roman »A Summer to Remember« beendet hatte, konnte ich gar nicht anders, als nach »Simply Love« zu greifen, denn hier findet Sydnam, der Bruder des Helden aus »A Summer to Remember«, sein Glück.
Die Lehrerin Anne Jewell wird von ihrem adeligen Bekannten eingeladen, zusammen mit ihrem neunjährigen unehelichen Sohn David einen Monat der Sommerferien mit ihm und der Familie seiner Frau, den Bedwyns, in Wales zu verbringen. Damit David, der sonst fast nur Frauen und Mädchen um sich hat, auch mal unter Männer kommt und adäquate Spielgefährten hat, willigt sie zähneknirschend ein, obwohl ihr gar nicht wohl dabei ist, unter all den Adligen zu sein. Vor Ort entzieht sie sich den Bedwyns und ihrem Anhang, so gut sie kann, und freundet sich stattdessen mit dem Verwalter Sydnam an. Aus ihrer Freundschaft wird langsam mehr, doch als der Sommer vorbei ist, scheint auch ihre Beziehung beendet. Dann allerdings führt eine eine schicksalhafte Fügung sie erneut zusammen, und sie sind gezwungen, die Geister der Vergangenheit gemeinsam zu vertreiben …
Wie unschwer festzustellen ist, erzählt Balogh einmal mehr ihren Lieblingsplot: Ein Paar tut sich aus Vernunftgründen zusammen und verwandelt das Zweckbündnis in eine echte Liebesehe. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern der Autorin sind die Protagonisten zum Zeitpunkt der Hochzeit hier aber sehr wohl ineinander verliebt, nur haben sie ihren Gefühlen nicht getraut und sich deshalb zuvor gegen eine Beziehung entschieden. Dass sie am Ende des Sommers überhaupt auseinandergegangen sind, fand ich als Leser allerdings nicht wirklich nachvollziehbar und auch ein wenig ärgerlich. Schließlich hat Balogh vorher ein halbes Buch lang sehr eindringlich und gefühlvoll geschildert, wie die beiden sich näherkommen, ihre Beziehung Schritt für Schritt intensivieren und sich schließlich ineinander verlieben. Dass es hier um echte Gefühle geht und nicht um einen harmlosen Sommerflirt, der abgehakt ist, sobald man sich nicht mehr sieht, ist schon aufgrund der Charaktere der beiden klar; insofern passte für mich die Trennung bei allen Selbstzweifeln der Helden einfach nicht ganz. Zudem gibt es eine Reihe von Missverständnissen und falsch gedeuteten Gesten, die in ihrer Häufung ein wenig nervten, sowie ein paar Längen in der zweiten Hälfte, weil man sich doch sehr im Kreis dreht. Bei aller Kritik erzählt Balogh aber trotzdem eine wunderbar romantische Geschichte voller Lebensweisheit, in der sich zwei einsame Seelen finden und lieben lernen.
Vor allem Sydnam ist ein unwiderstehlicher Protagonist: Er ist ein »tortured hero«, wie er perfekter nicht sein könnte. Um zu beweisen, dass er ein echter Mann ist, der seinen älteren Brüdern das Wasser reichen kann, ist der begnadete Maler auf den Kontinent gegangen, um gegen Napoleon zu kämpfen. Dort allerdings ist er in Gefangenschaft geraten, wurde gefoltert und ist – mehr tot als lebendig nach Hause zurückgekehrt – mit Verbrennungen der gesamten rechten Körperhälte, ohne Arm und Auge und als seelisches Wrack. Im Laufe der Zeit hat er gelernt, mit seinen Kriegsverletzungen zu leben und das Beste daraus zu machen, allerdings trauert er immer noch der Malerei nach und meidet wegen seiner offensichtlichen Entstellungen den Kontakt zu Fremden. Bemerkenswert an ihm ist, dass er sich – bis auf wenige Momente – nicht in Selbstmitleid und Verbitterung suhlt, sondern versucht, seinem Leben einen neuen Sinn zu geben, sich Herausforderungen zu stellen und optimistisch an die Dinge heranzugehen, auch wenn sie ohne Auge und Arm unmöglich erscheinen. Er ist eine Figur mit außergewöhnlicher Tiefe.
Gleiches gilt im Prinzip auch für Anne, allerdings ist sie zum Teil etwas anstrengend. Sie hat ein uneheliches Kind von einem Adligen geboren und wurde daraufhin von ihren Eltern mehr oder weniger verstoßen. Ihr Selbstwertgefühl hat schwer gelitten, was durchaus verständlich, in der extremen Ausprügung aber phasenweise höchst nervig ist, etwa wenn sie sich einredet, die Bedwyns würden sie trotz der Einladung und aller gegenteiligen Versicherungen verachten, weil sie im Rang unter ihnen steht und ein uneheliches Kind hat. Um Umgang mit Syndam ist sie hingegen wundervoll, auch wenn die beiden einen denkbar schlechten Start haben, weil sie sich nämlich vor dem »Monster« zu Tode erschreckt und panikartig wegläuft. Sie versteht aufgrund ihrer eigenen Geschichte vieles, was andere nicht verstehen, und man kann ihr sogar verzeihen, dass sie – absolut unbelehrbar! – immer wieder mit höchst indiskreten Fragen herausplatzt, für die sie sich dann peinlich betreten entschuldigen muss; aber man verzeiht sie ihr, weil Sydnam hart im Nehmen ist und seine Antworten zu tiefschürfenden, aufschlussreichen Gesprächen führen, durch die die beiden sich erst näherkommen.
Wieder einmal bindet Balogh auch Figuren ein, die man aus älteren Büchern bereits kennt – und zwar ganz besonders viele. Man trifft nicht nur die Protagonisten aus der dazugehörigen Simply-Reihe, sondern auch Kit und Lauren aus »A Summer to Remember« sowie sämtliche Bedwyns nebst ihren Partnern aus der Slightly-Reihe. Sowas gibt einem Roman immer einen besonderen Kick, denn es ist immer wie ein Wiedersehen mit alten Freunden und macht einfach Spaß.
Fazit:
14/15 – Toller historischer Liebesroman! Für Fans des Genres ein Muss.
Reiheninfo:
01 Simply Unforgettable – 9/15
02 Simply Love
03 Simply Magic
04 Simply Perfect
(Gelesen und rezensiert im Dezember 2012.)
Tsts, da hatte ich Mary Balogh eigentlich ganz gut verdrängt, da rufst du mir die Autorin wieder in Erinnerung. Wenn es nur nicht so viele Titel wären, die ich von ihr anschaffen müsste … Aber schön, dass dir das Buch – trotz aller Kritikpunkte – gut gefallen hat! Manchen Autoren verzeiht man sogar ansonsten unverzeihliche Plotwendungen. :D
Das tut mir leid … na ja, vielleicht doch nicht. Schließlich ist Balogh es immer wert, gelesen zu werden! :D
Das Seltsame bei Balogh ist, dass sie eigentlich auch immer wieder fast die gleiche Geschichte erzählt, so wie Higgins, aber bei Balogh stört es mich aus irgendwelchen Gründen nicht. Kann nicht sagen, warum.
Weil ihre Charaktere sich unterschiedlich anfühlen und man sie in der Regel sehr beim Lesen mag und mit ihnen mitfühlt. Oh, und es fehlt der Fremdschamaspekt bei Balogh – zumindest im Rückblick würde ich das so sagen. :D
Du hast – wie immer – völlig recht. ;)
Ach ja, den Roman mochte ich auch sehr. Definitiv der beste der Simply-Reihe und wahrscheinlich auch mein Zweitliebster Balogh nach „Slightly Dangerous“, aber das ist auch mein liebster Historical überhaupt :D
Ich mochte Sydnam auch sehr und Anne hat einfach gut zu ihm gepasst bzw. die beiden zueinander. Nur dass sie es sich wirklich SEHR schwer gemacht haben fand ich am Ende etwas nervig. Und ich mochte Anne’s Sohn überhaupt nicht und sie war teilweise auch etwas umständlich/anstrengend. Aber was soll’s: Der Roman hat Sydnam, d.h. den Roman muss man einfach mögen. ^^
„Slightly Dangerous“ kenn ich (noch) gar nicht … ich komm einfach nicht hinterher mit der megalangen Backlist dieser Frau!
Mein liebstes Buch von Balogh ist »A Summer to Remember« (übrigens zu Beginn meiner Historical-Begeisterung auf Deutsch gelesen und dafür entflammt). Leider hab ich nie eine Rezension dazu geschrieben, obwohl ich den Roman schon mehrfach (!!! Das kommt so gut wie nie vor!) gelesen habe.
„Slightly Dangerous“ ist der sechste und letzte Band der Reihe über die Bedwyn-Geschwister und der Held erinnert sehr stark an Mr. Darcy bzw. die Geschichte hat viele Pride and Prejudice Paralellen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich manche Sätze schon fast kennen würde. :D Ich habe ihn schon mehrmals gelesen und finde ihn immer noch gut, obwohl es einem der Held wie eben auch Mr. Darcy nicht immer leicht macht in zu mögen, aber er ist einfach toll. Und die Heldin in ihrer unkonventionellen und lieben Art auch ^^
Ich hatte den Band ja vor allen anderen gelesen und so wie ich es aus manchnen Rezensionen herausgelesen habe, waren viele enttäuscht, die Wulfric aus den vorherigen Bänden kannten, was ich verstehen kann. Je mehr man einen Charakter kennenlernt, desto eher weckt das Erwartungen…
A Summer to Remember fand ich ja leider etwas langweilig im Mittelteil… ich muss auch sagen, dass mir viele andere Baloghs gar nicht so gut gefallen habe, manche waren mir in ihrer Second Chance Love Art zu anstrengend, immer dieses Hin und Her. z.B. bei One Night of Love… der Held ist einfach total blöd… XD
Hach … das klingt ja wieder gut! Muss ich mal ein bisschen weiter nach oben auf der TBR-Liste schieben. Ich hab ja inzwischen keine Probleme mehr damit, spätere Bände einer Serie früher zu lesen. :D
»One Night of Love« fand ich auch ziemlich enttäuschend, aber so nen richtigen Reinfall hab ich mit Balogh noch nicht erlebt, soweit ich mich erinnere.