Der Hörverlag, 2 CDs im Pizzakarton
Hörspiel mit Jan Weiler, Konrad Beikircher u.a.
Hörproben, ein Bonustrack und weitere Infos finden sich hier: http://www.hoerverlag.de/jan_weiler.php?id=6
Inhalt:
»Leider können Saras Verwandte aus Süditalien nicht zur Hochzeit nach Deutschland kommen. Schade, denke ich und öffne am nächsten Tag das Geschenk der Familie. Unter sehr viel Holzwolle kommt ein monströser Schwan aus Porzellan zum Vorschein mit einem Loch im Rücken, in das man Bonbons füllt. Menschen, die einem so etwas schenken, muss man einfach kennen lernen.« – Die herrlich komische Geschichte eines jungen Deutschen, der in eine italienische Familie einheiratet und sich konfrontiert sieht mit einer unglaublichen Verwandtschaft aus dem unbekannten italienischen Bundesland Molise, das laut seiner Bewohner »am A… der Welt« liegt.
Bewertung:
Die Geschichte, erzählt aus der Ich-Perspektive, startet ohne jedes Vorgeplänkel direkt richtig durch: mit der Vorstellung bei den zukünftigen Schwiegereltern »Uuuuuuuursuuulaaaa« und Antonio, einem in Deutschland lebenden Italiener. Bereits dieses erste Zusammentreffen mit Antonio lässt erahnen, dass man im Verlauf der Geschichte noch viel Spaß mit ihm haben wird. Es werden sehr zur Freude des Hörers sämtliche Klischees bedient, die man so vom Italiener mitsamt seiner Großfamilie im Allgemeinen und Besonderen hat und es darf immer wieder laut gelacht werden angesichts der Eigenheiten, Einfälle und Ausfälle vor allem des kauzigen Schwiegervaters. Ab Mitte des Buches nimmt der Ernst der Geschichte zu; man wird aber bei aller Melancholie immer noch glänzend unterhalten und darf sich auf die Fortsetzung »Antonio im Wunderland« freuen!
Die Sprecher zeigen unterschiedliche Leistungen. Die Besetzung der Nebenrollen ist weitgehend in Ordnung, wobei allerdings Sandra Limoncini als Sara, die halbitalienische Verlobte des Ich-Erzählers, für meine Begriffe ein Totalausfall ist. Man kann nur froh sein, dass sie einen relativ kleinen Part zu sprechen hat – sie wäre durchaus dazu in der Lage, einem den Spaß zu verderben. So fällt ihr Auftritt nicht wirklich ins Gewicht.
Jan Weiler als Antonios Schwiegersohn ist komischerweise in den Erzählparts klasse, in der direkten Rede aber durchwachsen – was dazu führt, dass »der liebe Jung« vor allem zu Beginn des Hörspiels bisweilen ein wenig idiotisch und vor allem vollkommen hilflos wirkt – obwohl er m.E. eigentlich nicht so angelegt ist. Zumindest hatte ich weder beim Lesen des Buchs noch beim Hören der Lesung diesen Eindruck von ihm; dort schien er eher mit (nettem) Sarkasmus das Geschehen zu kommentieren.
Ungeschlagen ist Konrad Beikircher als Antonio, der den italienischen Akzent absolut grandios vorträgt und dem man – zumindest als deutscher, klischeebelasteter Hörer – den temperamentvollen Italiener ohne Abstiche abkauft. Darüber hinaus nimmt er sich genau im richtigen Maß zurück, als Antonio später seine Lebensgeschichte erzählt, die gar nicht mehr so flapsig-lustig ist.
Geräusche und Effekte sind in Ordnung, wenngleich ich mir bisweilen ein bisschen mehr Ruhe im Hintergrund gewünscht hätte. Toll ist die italienische Musik, die dem Hörspiel ein ansprechendes Flair verleiht und stellenweise verdächtig nach Adriano Celentano klingt, aber Beikircher mit Band ist (der übrigens auch schon ein Album mit Celentano-Songs veröffentlicht hat).
Besonders zu erwähnen ist noch die hübsche Verpackung: Das Hörspiel kommt stilecht im Pizzakarton daher.
Bewertung:
13/15 – Trotz einiger kleiner Abstriche alles in allem ein höchst unterhaltsames Hörspiel, das ich jedem empfehlen kann. Um es mit Antonios Worten zu sagen: Issi genial!
Hinweis:
Ebenso empfehlenswert ist übrigens die Lesung des Stoffs – wenn nicht sogar noch empfehlenswerter. Jan Weiler liest (und lebt) »Maria, ihm schmeckt’s nicht« selbst und verlieht Antonio Marcipane einen fast ebenso schönen Akzent wie Beikircher. Der größte Vorteil ist, dass zwar auch die Lesung im Vergleich zum Buch gekürzt wurde, dass sie aber trotzdem immer noch weitaus mehr Raum für einige höchst amüsante Antonio-Episoden bietet, die im Hörspiel leider fehlten.
Ich fand das Buch bzw. die beiden Bücher damals auch suuuperlustig!
2oo6 war ich auf einer Lesung von Jan Weiler in Köln und hab mich weggeschmissen vor Lachen. Er hat das so genial gelesen. Wirklich empfehlenswert!
Live hab ich Weiler leider noch nie gesehen, aber nach Anhören der Lesung kann ich mir das durchaus als Erlebnis vorstellen!
Kennst du denn auch das Hörspiel, Nina?
Nein, leider nicht. Allerdings hat – zumindest am zweiten Teil, soweit ich weiß – Christian Brückner, die deutsche Synchronstimme von Robert de Niro mitgewirkt. Das würde mich schon reizen. Da fällt mir ein, das wäre doch ein super Geschenk demnächst für meine Ma… Da hast du mich jetzt echt auf ’ne Idee gebracht. ;-)