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Cecilia Grant: Ein unsittliches Angebot

OT: A Lady Awakened
Blackshear, #1

Klappentext:
Nach dem Tod ihres Mannes kämpft die junge Witwe Martha Russell darum, ihr Anwesen Seton Park zu behalten. Um ihren Anspruch darauf zu festigen, greift sie zu einer List: Mit dem attraktiven Lebemann Christopher Mirkwood will sie ein Kind zeugen, das sie als Erbe ihres verstorbenen Mannes ausgeben kann. Sie hätte jedoch nie vermutet, dass sie sich in Christopher (sic!) verlieben könnte …

Kommentar:
Wie ich nach dem Flohmarktkauf dieses Buches festgestellt habe, besitze ich bereits seit geraumer Zeit die englische Ausgabe, die vergessen in meinem Regal vor sich hinverstaubt. Schade eigentlich, denn das Debüt von Cecilila Grant hat mich richtig gut unterhalten.

Die Geschichte ist nicht neu, aber doch eher außergewöhnlich im Reigen der 0815-Historicals. Die zurückgezogen lebende Witwe, eigentlich als Ausbund an Anstand bekannt, beschließt nach dem Tod ihres Mannes, alles daranzusetzen, Herrin über das Anwesen zu bleiben und zu verhindern, dass der Bruder ihres Mannes hier einzieht. Nicht Habgier, sondern die Sorge um die weiblichen Angestellten, die sich in der Vergangenheit seinen sexuellen Übergriffen ausgesetzt sahen, ist dabei ihr Motiv – ein geschickter Zug der Autorin, lässt es doch den Betrug deutlich weniger selbstsüchtig erscheinen. Sie macht sich also auf die Suche nach einem Liebhaber, der ihr innerhalb eines Monats ein Kind zeugt. Praktischerweise wurde gerade der für seine Ausschweifungen bekannte Adlige Theo Kirkwood (nicht Christopher, wie es im Klappentext heißt!) ins Exil aufs Nachbargut verbannt, der nicht gerade lange überredet werden muss, als Marthas »Hure« (oder wie sie es ausdrückt: »Zuchthengst«) einzuspringen.

Was dann folgt, ist allerdings entgegen seiner Erwartungen kein Vergnügen für ihn, denn Martha will keine Lust, sondern wirklich nur seinen Samen – und sie zieht das im Gegensatz zu anderen Heldinnen, die schnell in Leidenschaft entbrennen – ziemlich entschlossen durch. Das finde ich gut, denn alles andere wäre unglaubwürdig gewesen und hätte nicht zu Martha und ihrer Weltsicht gepasst. Entsprechend gefühllos und kurz ist das nächtliche sexuelle Beisammensein der beiden, obwohl sich Mirkwood zunächst redlich bemüht, ihr die Sache so angenehm wie möglich zu machen.

Doch etwas anderes entwickelt sich in diesen veranschlagten vier Wochen zwischen den beiden, nämlich eine echte Freundschaft, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Kirkwoods Entwicklung steht. Der Londoner Lebemann beginnt nämlich, sich für die Aufgaben eines Gutsherren zu interessieren, für die Landwirtschaft und die Menschen, die für ihn arbeiten. Martha ist ihm in diesen Dingen weit voraus und unterstützt ihn, wo sie kann. Dieser Aspekt der Geschichte hat mir richtig gut gefallen, weil er nicht nur die Entwicklung des Protagonisten zu einem verantwortungsvollen Menschen zeigt, sondern auch – wenn auch nur einen kleinen und vielleicht etwas verklärten – Ausschnitt aus dem Landleben der Zeit. Dass Martha ihn lieben lernt, weil er sich ändert und im Grunde die gleiche Auffassung und das gleiche Verantwortungsbewusstsein an den Tag legt wie sie selbst, ist glaubwürdig. Seine offene, fröhliche, unbekümmerte Art verändert im Gegenzug die nüchterne, ernste, spröde Martha, die in jeder Hinsicht lockerer wird – allerdings im Kleinen und manchmal auch nur im Stillen, was ebenfalls glaubwürdig ist.

Dass ein eigentlich überflüssiger Streit die beiden erst mal entzweien muss, bevor es nach einigen dramatischen Verwicklungen schließlich zum Happy End kommt, hätte nicht sein müssen; das Buch hätte auch so genug Stoff hergegeben. Sehr elegant und gelungen fand ich hingegen die Lösung um das Erbe von Seton Park, die allen zugute kommt, die es verdienen.

Neben den glaubwürdigen Protagonisten, der insgesamt guten Geschichte und dem ansprechenden Rahmen war außerdem der Humor genau mein Ding. Mirkwoods Auseinandersetzungen mit dem heimtückischen Schwein seiner Pächter zum Beispiel haben mich immer wieder aufs Neue zum Lachen gebracht, und auch Marthas zynische Weltsicht, vor allem im Zusammenhang mit dem männlichen Körper, war genau mein Ding. Ihre Gedanken, als Mirkwood sich das erste Mal vor ihr auszieht, sind göttlich und schon wert, das Buch zu lesen.

Die Sprache der Übersetzung ist stellenweise mal wieder relativ modern, es hält sich aber noch in Grenzen. Flüssig zu lesen ist der Roman in jedem Fall, und der nächste Band der Serie befindet sich schon auf meinem Wunschzettel (auch wenn mich der Plot erst mal nicht so anmacht).

 


12/15

 

[Gelesen im Mai 2014.]

 

Anmerkung: Inzwischen habe ich auch den zweiten Band der Serie gelesen, »Das Versprechen der Kurtisane« (OT: A Gentleman Undone), und es hat mir gar nicht gefallen. Natürlich liege ich damit mal wieder völlig konträr zur Allgemeinheit, aber das wundert sicher keinen mehr?! ;) Im Englischen gibt es noch einen dritten Band der Blackshear-Serie, Lyx hat den aber bislang nicht übersetzt und so wie es aussieht, kommt er auch nicht mehr. Zumal der Historical-Versuch des deutschen Vorzeigeverlags wohl insgesamt eher als gescheitert zu bezeichnen ist; das Programm wurde wieder stark runtergeschraubt, wie’s aussieht.

8 Kommentare zu Cecilia Grant: Ein unsittliches Angebot

  • Du kannst dir vermutlich mein Grinsen vorstellen, als ich diese Passage las: „Wie ich nach dem Flohmarktkauf dieses Buches festgestellt habe, besitze ich bereits seit geraumer Zeit die englische Ausgabe, die vergessen in meinem Regal vor sich hinverstaubt.“ Hattest du nicht radikal ausgemistet? ;)

    Ich finde die Grundidee des Romans klingt auch sehr reizvoll, gerade der pragmatische Gedanken hinter dem Sex sagt mir zu, obwohl ich gerade nicht so recht in Historical-Stimmung bin (aber hoffe, dass sich das bald mal wieder ändert, weil ich noch zehn Romane da liegen habe und eigentlich lesen will). Schön, dass dich das Buch so gut unterhalten hat (auch wenn die Fortsetzung anscheinend eine Enttäuschung war) – wirst du es trotzdem noch mit dem dritten Band auf Englisch versuchen?

  • Ja, ich kanns mir vorstellen. Ich musste selbst lachen! :D Was das Ausmisten angeht, war ich – leider – lange nicht so radikal, wie du offenbar annimmst. Hinzu kommt, dass ich mich inzwischen so wenig mit (meinen) Büchern beschäftige, dass ich den letzten Fitzel Überblick auch noch verloren habe.

    Im Moment glaube ich eher nicht, dass ich den dritten Band noch lesen werde. Bin ebenfalls nicht in Historical-Stimmung, schon lange nicht mehr (Übersättigung?!), ich hab noch nicht mal die neuesten Bücher meine Lieblingsautorinnen Quinn, Hoyt und Balogh gelesen. Dafür aber bereits den nächsten Quinn vorbestellt, der im Januar erscheinen wird! *g*

  • Es klang damals so gewaltig, aber wenn du immer noch – oder schon wieder – keinen Überblick hast, dann sind da wohl wirklich noch zu viele Bücher. *g* Aber anscheinend hast du immer noch viel Spaß auf den Flohmärkten. :)

    Quinn habe ich auch noch auf dem SuB und ein paar Titel auf dem Kindle, die in Rezensionen gut klangen, die ich auch noch nicht gelesen habe. Ich hoffe, dass im Winter meine Historical-Leselust wiederkommt. Liest du zur Zeit gar nicht oder andere Genres?

  • Eindeutig zu viele!!! Aber ich bring nicht so wirklich die Energie auf, sie auszusortieren bzw. dann auf irgendeinem Weg loszuschlagen …

    Auf Flohmärkten hab ich in der Tat immer noch Spaß (wobei ich dieses Jahr doch recht wenig war wegen Wetter und anderer Unternehmungen), allerdings ist der Artikel alt; ich kauf selbst auf Flohmärkten so gut wie keine Bücher mehr, weil ich eh nur noch E-Books lese. Es ist einfach so viel weniger anstrengend für meine Augen.

    Ich les nach wie vor sehr wenig bzw. fang viel an und hörs wieder auf, weils mir nicht gefällt. Am ehesten gehen noch Krimis an mich ran. Hab mich gerade mal wieder an Agatha Christie gemacht und die ersten beiden Poirots gelesen bzw. als Hörbuch gehört.

  • Ich arbeite mich gerade von Stapel zu Stapel und es gehen sehr viele Bücher in den Bücherschrank, weil ich da eh einmal in der Woche vorbeikomme und dann keine weitere Arbeit mehr damit habe.

    Agatha Christie geht einfach immer. :) Hast du schon mitbekommen, dass es im März einen neuen Crombie gibt? Darauf freu ich mich schon sehr. :)

    Hm, ich überlege gerade, ob die Dark-Village-Reihe etwas für dich wäre. Ist zwar Jugendkrimi aber nicht schlecht gemacht.

  • Oh, es fällt mir wirklich nach wie vor so schwer, relativ neue, ungelesene Bücher einfach für umme irgendwo abzugeben …

    Auf den neuen Crombie freu ich mich auch schon! Die Dark-Village-Reihe hab ich mir gerade angeschaut, klingt irgendwie nicht so, als wäre es was für mich …

  • Das klingt doch sehr nett – wenn ich mal in Stimmung für einen Historical bin gucke ich es mir mal näher an. ;)

  • Mach das mal … ich hoffe, dass dir das Buch dann auch gefällt! :)

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