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[Rezension] Jamie Oliver: Jamies 30-Minuten-Menüs

Ich bin euch ja schon seit über einem Jahr (Anm.: diese Formulierung stammt von März 2013: Inzwischen sind es dann wohl eher vier Jahre) eine Bewertung zu Jamie Oliver’s Kochbuch »30-Minuten-Menüs« schuldig – und endlich ist die Zeit reif! ;)

Was die Rezepte angeht, ist alles wie immer bei Jamie: Es gibt tolle Gerichte, die man normalerweise problemlos nachkochen kann, weil Jamie auf allzu viel Schnickschnack verzichtet; teilweise sind Gerichte aber tatsächlich recht britisch und die Zutaten daher nicht ganz so einfach im Supermarkt um die Ecke zu beschaffen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind einige Rezepte bereits in anderen Jamie-Kochbüchern erschienen (möglicherweise auch alle, und sie wurden nur neu zusammengestellt), aber das tut der Sache keinen Abbruch und muss im Zuge eines solchen Konzepts erlaubt sein.

Das Konzept ist es, das mich bei diesem Buch nicht wirklich überzeugt hat – was aber vielleicht auch damit zusammenhängt, dass ich gar nicht so richtig darüber nachgedacht habe, was ich da kaufe – und dass ich demzufolge natürlich auch nicht reingeblättert habe. (»Ooooooooh, ein Jamie-Kochbuch für 15 Euro!!!! Ein Schnäppchen! Das muss ich haben! Sofort!!!«) Serviert werden dem Leser hier – wie der Name eigentlich schon sagt – Menüs, die in 30 Minuten fertig sein sollen. Das Problem für mich ist, dass auch die Aufbereitungsform auf Geschwindigkeit ausgelegt ist.

Man hat auf einer Doppelseite ein Foto vom kompletten Menü (wobei Menü mitnichten Vorspeise – Hauptspeise – Dessert bedeutet) mit Gerichttiteln, bei denen man zum Teil schon nicht so recht weiß, ob und wie sie zusammengehören. Dann folgt eine Doppelseite mit den Rezepten (links) und weiteren Fotos der Rezepte, zum Teil Stepfotos. Die Zutaten sind erfreulicherweise nach Gerichten sortiert, bei der Zubereitung spiegelt sich dann aber der gesamte Zeitdruck, das Essen in 30 Minuten hinzukriegen, denn man arbeitet ständig an einem anderen Gericht: Beim Menü »Kalbsleber mit Speck – Zwiebelsauce – Stampfkartoffeln – Gedämpfter Mangold – Beerengrütze & Vanille-Joghurt« (S. 226–228) arbeitet man nach der Vorbereitung abwechselnd an: Karoffeln – Beerengrütze – Zwiebelsauce – Leber – Beerengrütze – Mangold – Zwiebelsauce – Beerengrütze – Leber – Kartoffeln – Leber – Mangold.

Für Leute, die wirklich exakt die Zusammenstellungen aus dem Buch nachkochen wollen, und das in schnellstmöglicher Geschwindigkeit, ist das vermutlich wunderbar und praktisch. Ehrlich gesagt hab ich aber kein einziges Menü gefunden, das ich in seiner Gänze so essen wollte – eher ist es immer ein Gericht aus der Kombination, das mir gefällt. Und dafür ist das Kochbuch wirklich nicht gut brauchbar, weil man immer suchen muss, wie es denn nun mit der (z.B.) Leber weitergeht.

Wie gesagt, ich hab mich bei diesem Kochbuch einfach vergriffen, weil mir nicht bewusst war, was ich kaufe. Ich hab auch andere Menü-Kochbücher, die machen meist nur Vorschläge, die man relativ beliebig selbst zusammenstellen kann; sowas hatte ich erwartet. Wäre mir bewusst gewesen, dass dieses Kochbuch so sehr auf Tempo ausgelegt ist, hätte ich die Finger davon gelassen und eher ein anderes Jamie-Kochbuch gekauft, denn Kochen ist für mich Spaß und Entspannung, da soll nicht jeder Handgriff sitzen müssen, weil ich unter völligem Zeitdruck stehe. Des Weiteren kann man die 30-Minuten-Zeitspanne auch nur einhalten, wenn man vorher seine Küche optimiert, den Wasserkocher befüllt, den Food Processor aufgebaut sowie sämtliche Pfannen, Töpfe etc. bereitgestellt hat (dafür wäre in meiner Küche gar kein Platz). Zudem gehe ich davon aus, dass man diese Menüs in dieser Form der Aufbereitung nicht mal gut nachkochen würde, wenn man sich Zeit nähme, denn dann passen die exakt aufeinander abgestimmten Garzeiten ja nicht mehr. Wenn ich zu Beginn enes Menüs die Kartoffeln aufsetzen muss und für alle folgenden Handgriffe länger als die ursprünglich veranschlagten 25 Minuten brauche, zerkochen über kurz oder lang die Kartoffeln. Ich muss die Kartoffeln also später aufsetzen, als im Buch angegeben, und dann wird die oben beschriebene Aufbereitungsform noch unbrauchbarer, als wenn man ein einzelnes Gericht rauszieht.

Bleibt als Fazit: Das Buch bietet eine ansehnliche Menge guter und brauchbarer (Einzel-)Rezepte, aber die Aufbereitung der Menüs im Buch liegt mir überhaupt nicht.

 

Ursprünglich rezensiert im Jahr 2013. Vor allem für Holly.