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[Rezension] Nele Neuhaus: Schneewittchen muss sterben

Bodenstein und Kirchhoff, #4

Kurzbeschreibung (Amazon)
Sulzbach im Taunus: An einem regnerischen Novemberabend wird eine Frau von einer Brücke auf die Straße gestoßen. Die Ermittlungen führen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein in die Vergangenheit: Vor vielen Jahren verschwanden in dem kleinen Taunusort Altenhain zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd…

Kommentar:
An Nele Neuhaus’ Krimis kommt man kaum vorbei, wenn man die Buchszene ein wenig beobachtet, und so bin auch ich letztes Jahr auf sie aufmerksam geworden. Nach Marens Verriss war ich schon drauf und dran, die Autorin bzw. ihre Serie ungelesen abzuschreiben, dann bin ich allerdings auf dem Flohmarkt über »Schneewittchen muss sterben« gestolpert und ein Opfer meiner Neugierde geworden.

Als im alten Bodentank eines stillgelegten Militärflughafens ein Skelett gefunden und nicht viel später eine Frau von einer Brücke gestoßen wird, ahnt noch keiner, dass ein Zusammenhang mit einem eigentlich schon lange abgeschlossenen Fall besteht. Darüber gibt erst die Identität der Toten Aufschluss – eines von zwei Mädchen, die vor über zehn Jahren in Altenhain verschwunden sind. Ihr mutmaßlicher Mörder Tobias Sartorius, der in einem Indizienprozess zu 10 Jahren Jugendstrafe verurteilt wurde, ist just freigelassen worden und nach Hause zurückgekehrt. Dort muss er mit den Anfeindungen eines ganzen Dorfes fertig werden, und als kurz nach seinem Auftauchen erneut ein junges Mädchen verschwindet, scheint klar, wer dafür verantwortlich ist …

Das Buch startet gelinde gesagt verwirrend; nicht zuletzt deshalb, weil hier die Cliffhanger-Technik auf die Spitze getrieben wird: Man wird – mit zunächst auch noch scheinbar zusammenhanglosen – Geschehnissen konfrontiert, szenenhaft aus zig verschiedenen Perspektiven erzählt. Gleichzeitig werden innerhalb kürzester Zeit zahllose Personen eingeführt, über die ich vor allem hinsichtlich der Dorfbewohner zunächst komplett den Überblick verloren habe, insbesondere dann, wenn auch noch Verwandte gleichen Nachnamens auf den Plan traten. Hat man das Figurenknäuel aber erstmal entwirrt und die Zusammenhänge zwischen den zahlreichen Handlungssträngen durchschaut, entwickelt sich ein Kriminalfall, der zwar recht aufgebauscht ist, aber gut unterhält. Die Verbindungen und Verwicklungen innerhalb der Dorfgemeinschaft, deren Bewohner offensichtlich fast alle etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen vor zehn Jahren zu tun hatten oder sonstwie Dreck am Stecken haben, sind ganz spannend und nicht so leicht zu durchschauen. Wer genau und warum in die damaligen Ereignisse verwickelt war, wird letztendlich recht solide aufdeckt; allerdings ist die Lösung – passend zu den Handlungssträngen – äußerst verwickelt.

Der Hauptkritikpunkt sind wirklich die Menge an Perspektiven, Handlungssträngen und potenziell Verdächtigen bzw. Involvierten – es gab von allem deutlich zu viel, und es hätte dem Buch gewiss gut getan, wenn man an der einen oder anderen Stelle den Rotstift angesetzt hätte. Vollkommen überflüssig fand ich auch, dass 50 Seiten vor Schluss, als man eigentlich schon glaubt, alles sei vorbei, die Handlung noch eine ganz neue Wendung erhält und ein zusätzliches Verbrechen zutage befördert wird, von dem bisher nicht mal ansatzweise die Rede war. Ob sowas sein muss angesichts einer ohnehin vollgestopften Handlung, lass ich mal dahingestellt. Definitiv nicht haben muss ich aber die sonstigen zusätzlichen Probleme in den Reihen der Ermittler: der eine ist intensiv mit seinen Ehesorgen beschäftigt, dem anderen wird quasi das Dach über den Kopf abgerissen, der Dritte hat ein Disziplinarverfahren am Hals und der Vierte wird wegen »Verrats« gemobbt – das sind zusätzliche Baustellen, die die Handlung kein bisschen voranbringen und eher nerven, weil es eben ohnehin schon so viele Nebenkriegsschauplätze gibt. Die Streichung einiger Handlungsstränge hätte der Story und der Spannung m.E. gut getan.

Fazit:
11/15 – Ein solider Krimi, der gut unterhält, dem 100 Seiten weniger aber gut getan hätten.

 

 

Serieninfo:
01 Eine unbeliebte Frau
02 Mordsfreunde
03 Tiefe Wunden
04 Schneewittchen muss sterben
05 Wer Wind sät

7 Kommentare zu [Rezension] Nele Neuhaus: Schneewittchen muss sterben

  • Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass sich Dein Eindruck stark mit meinem deckt. Bei den bisherigen Krimis von der Autorin hatte ich genau das gleiche Problem. Im ersten Teil der Reihe (Eine unbeliebte Frau) ist das Problem mit den vielen Handlungssträngen so gut wie gar nicht vorhanden, im dritten Band (Tiefe Wunden) fand ich es einfach zu viel des guten und ich habe nur 3 von 5 Sternen vergeben.

    Trotzdem finde ich das Nele Neuhaus klasse Krimis schreibt. Sie wären, da bin ich ganz Deiner Meinung, bestimmt noch einen Tick besser, wenn man sie noch ein wenig kürzen würde. ;)

    Die privaten Aspekte der Ermittler finde ich aber gar nicht störend, ganz im Gegenteil: ich finde es schön, wenn man dadurch die beiden nochmal besser kennen lernen kann und sie noch ein menschlicheres Gesicht bekommen.

    Schön zu sehen, dass Dir das Buch aber gefallen hat! Danke für die Rezi (und die Linderung meiner Neugier!)! ;)

  • Die Note ist ja eigentlich schon eine Empfehlung, aber trotzdem reizen mich die Romane einfach nicht. Ich weiß gar nicht warum, aber ich bin so gar nicht neugierig auf die Bücher – und das trotz aktueller Krimilust! ;)

  • Das Buch schwirrt ja schon ewig auf meinem Wunschzetel. Mal sehen, vielleicht zieht es doch irgendwann bei mir ein, auch wenn ich Krimis gegenüber immer noch skeptisch bin… auch wenn erst einer in den letzten Wochen (geschenktermaßen) Einzug gehalten hat! -.-

  • Steffie: Ich hatte mich schon gefragt, ob alle Bücher von Neuhaus so sind bzgl. der zahllosen Handlungsstränge und Perspektiven – die Frage ist hiermit beantwortet.

    Was das Privatleben der Ermittler angeht: Bei mir kommt es sehr auf die Serie an, ob ich auf sowas Lust habe oder nicht. Bei Mankell, Crombie und den alten Martha-Grimes-Romanen find ich das super in die Handlung integriert, beim Schneewittchen kam mir die Einbindung des Privatlebens vor allem im Fall von Bodensteins Eheproblemen doch sehr bemüht vor und hat mir nicht besonders gefallen.

    Winterkatze: Bei manchen Büchern hat man einfach kein gutes Gefühl – ich weiß auch nicht, wieso das so ist, aber ich kenn das!

    animasoul: Eventuell solltest du nicht mit dem vierten Band der Serie anfangen – bzgl. eines alten Falls wird hier nämlich schon ein bisschen was vorweg genommen. Und ob ich dir – als Krimiskeptikerin – ausgerechnet zu Neuhaus raten würde, weiß ich auch nicht so recht …

  • Bei der Kritik an den privaten Aspekten sollte man bedenken, dass es sich hier bereits um den vierten Roman einer Krimireihe handelt. Da wirken manche Details vermutlich nur deswegen befremdlich, weil die ersten drei Krimis nicht vorher gelesen wurden.

    Die etwas kompliziertere Handlung empfinde ich als vorteilhaft, die zukünftige Handlung lässt sich deswegen nicht so einfach erahnen. Die Serie gefällt mir insgesamt gut, lediglich „Mordsfreunde“ fand ich wegen der teilweise realitätsfremden Darstellungen von Jugendlichen und Computern weniger gelungen.

  • Hallo Stefan, danke für deine Meinung! :)

    Mir ist bewusst, dass es sich bei »Schneewittchen muss sterben« um Band 4 einer Serie handelt und dass ich Wissenslücken bzgl. des Vorlebens der Ermittler habe. Dennoch finde ich es berechtigt, zu kritisieren, was mir diesbezüglich auffällt – ich bin ja ganz bestimmt auch nicht der einzige »Späteinsteiger« in die Serie. Grundsätzlich verstehe ich aber natürlich, was du meinst: Es ist bei aufeinander aufbauenden Büchern immer besser, die Bücher chronologisch zu lesen, sonst nimmt man sich einiges vom Flair, das eine Serie nunmal ausmacht.

    Ich bevorzuge es bei dieser Art von Krimis übrigens auch, wenn die Handlung nicht allzu durchsichtig ist – hier fand ich die Vielzahl der Stränge, Personen und Perspektiven wie gesagt nur einfach übertrieben. Aber ohne jede Frage ist das auch immer ein stückweit Geschmackssache, und ich fühlte mich von dem Buch ja trotzdem sehr gut unterhalten. Ich werde definitiv weitere Bände lesen!

  • Ah, danke!
    Ich muss gestehen, ich war zuerst etwas überrascht über die „hohe“ Bewertung, die meisten Bewertungen, die ich sonst gelesen hatte, waren weitaus weniger davon angetan :)
    Aber dann werde ich wirklich mal nach einem Neuhaus-Krimi Ausschau halten – am Besten wohl nach dem ersten (wenn ich Steffies Kommentar so lese^^)

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