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[Rezension] Yasmine Galenorn: Die Hexe

Originaltitel: Witchling
Schwestern des Mondes, Band 1

Inhalt:
Weil ihre Mutter ein Mensch war, hat man die drei magischen Schwestern Camille, Delilah und Menolly aus dem Reich der Elfen und Feen verbannt. Doch auch auf der Erde gelingt es ihnen nicht, ein normales Leben zu führen – was daran liegen mag, dass Camilles Zauber sich meist gegen sie selbst wenden, Delilah sich oft versehentlich in eine kuschelige Katze verwandelt und Menolly vor Jahren gegen ihren Willen zu einer Vampirin gemacht wurde. Doch nun hängt das Schicksal aller Menschen, Elfen und Feen von den Schwestern ab – Dämonenfürst Schattenschwinge hat einen Weg gefunden, um die Grenzen seines Unterirdischen Reichs zu überwinden. Die Schwestern sehen sich einer bedrohlichen Übermacht gegenüber …

Kommentar:
Der erste Teil der »Schwestern des Mondes«-Serie startet mit dem unheilverkündeten Mord am kleinwüchsigen Riesen Jocko, der sich im Laufe der Handlung nur als kleines Puzzleteil in einer groß angelegte Verschwörung des mächtigen Dämons Schattenschwinge entpuppt. Es liegt in der Macht der drei Schwestern, gemeinsam mit ihrem Freunden und Helfern die Welt zu retten – was allerdings weniger spannend ist als es klingt.

Einen großen Teil des Buches nehmen – neben ausufernden Beschreibungen von Klamotten, Schuhen und Accessoires – die sehr detaillierten Erklärungen der Welt(en) ein, die das Setting für das Buch bilden. Sehr vereinfacht gesagt gibt es drei große Reiche: die Unterirdischen Reiche, in denen sich die Bösen tummeln, die Anderwelt, in der die Mehrzahl der magischen Wesen lebt, sowie die vorwiegend von Menschen bevölkerte Erdwelt. Während die Letztgenannten durch bewachte Portale miteinander verbunden sind, ist die Unterwelt streng abgeschottet – oder sollten es zumindest sein. Im Grunde mixt Galenorn Altbekanntes neu zusammen und bereichert es mit einigen neuen frischen Aspekten. Das gilt sowohl für die Welten als auch für die Wesen, die bekannten und unbekannteren Mythen verschiedener Kulturkreise entstammen, aber auch neu erdachten skurrilen Gestalten. So begegnet man beispielsweise Vampiren, zahlreichen Gestaltwandlern und Feenwesen, Harpyen, Riesen, einer Baby-Gargoyle, die als Haustier bei den Schwestern lebt, einem Drachen(mann), einem Psychoschwafler und einer Leichenzunge, die einem Sterbenden die letzten Gedanken entlockt (ein »Who is who« findet man online bei Droemer Knaur).

Die drei Schwestern, die für den Anderwelt-Nachrichtendienst arbeiten, sind nicht gerade Vorzeige-Sidhe. Aufgrund ihrer Gemischrassigkeit fühlen sie sich weder der Ander- noch der Erdwelt wirklich zugehörig, und ihre Gaben bzw. Fähigkeiten tendieren dazu, auszufallen. So gehen die Zauber der Hexe Camille öfter mal nach hinten los, die Werkatze Dalilah verwandelt sich bei Aufregung ungewollt in ihre Tiergestalt, und weil Menollys Gabe des Kletterns bei einer Vampirbeschattung versagte und sie abstürzte, wurde sie verwandelt. Während die Autorin hinsichtlich der Talente ihrer Protagonistinnen einen erfrischenden Mut zur Lücke beweist, geht sie bei der Optik keine Kompromisse ein: Alle drei Schwestern sind überwältigend schön und sexy, jede auf ihre ganz eigene Weise, sodass für jeden Geschmack was dabei ist.

Das Buch wird aus Sicht der Hexe Camille erzählt, die im Gegensatz zu den anderen Schwestern ein bisschen spröde und unterkühlt wirkt. Trotz längerer sexueller Abstinenz nach der Trennung von ihrem Ex-Freund Trillian ist sie nicht gerade der monogame Typ, was sie beim Sex mit zwei verschiedenen Männern unter Beweis stellen darf. Stimmig sind diese Szenen allerdings nur bedingt. Die sehr direkte Aufforderung »Komm mit nach oben und fick mich, bis wir die Sterne vom Himmel schütteln« (S. 105) mag dem einen oder anderen zu derb sein, passt aber zu Camille, ihrer Sprache und ihrem Denken. Vollkommen unpassend allerdings ist die anschließende blumig-metaphorische Sexszene: Nachdem Camille angesichts von Trillians Schönheit ein paar Tränchen der Unsicherheit verdrückt hat und sich beide ausreichend versichert haben, dass sie sich gegenseitig wollen, obwohl sie bereits mitten dabei sind, werden die Vorgänge schlimmer als im kitschigsten Liebesroman beschrieben. Camille sucht nach dem »Gral, der uns über uns selbst hinausheben und in jenes Reich bringen würde, in dem unsere Seelen verschmelzen konnten« (S. 108), und sie »ringen an einer offenen Schlucht liebevoll« miteinander, bevor sich einer nach dem anderen die Klippe hinunterstürzt, nachdem der letzte Faden gerissen ist. Buah. Das geht irgendwie gar nicht, insbesondere, weil es einfach nicht zu Camille passt. Ihre anschließenden Ausführungen, dass sie ihren Ex-Freund zwar liebt, aber nicht mag, sind auch nicht gerade nachvollziehbar – es scheint fast, als würde hier Liebe mit Lust verwechselt.

Eine echte Bereicherung für das Buch sind die Nebenfiguren. Der Fels in der Brandung für die teils etwas chaotisch wirkenden Schwestern ist Morio, ein Yokai-kitsune (japanischer Fuchsdämon), der jederzeit erfreulich souverän ist. Der Vollblutmensch Chase hingegen ist mit seiner Aufgabe zwar einigermaßen überfordert, hat aber Humor und sorgt mit einigen trockenen Bemerkungen für Erheiterung. Außerdem begegnet man unter anderem der ziemlich derangierten, entmachteten Feenkönigin Titania und dem Drachen(mann) Smokey, der von einem eingebildeten St. Georg gejagt wird.

Fazit:
8/15 – Der Auftaktband der Serie wartet mit einer Menge guter und humorvoller Ideen auf, ist aber nicht wirklich fesselnd, weil sehr viel Zeit auf die detaillierte Beschreibung der Fantasywelt verwendet wird. Weil mir persönlich genau das zu langweilig ist, lese ich kaum High Fantasy, sondern nur die »Light-Variante« in Form von Urban Fantasy; wer an der Entwicklung von fantastischen Welten aber Freunde hat, wird das Buch sicher mehr schätzen als ich. In der Hoffnung, dass Band 1 die Grundlagen gelegt hat für einen actionreicheren Band 2, werde ich »Die Katze« definitiv trotzdem lesen, denn Potenzial ist durchaus vorhanden!

2 Kommentare zu [Rezension] Yasmine Galenorn: Die Hexe

  • Die Katze stürzt dann übrigens auch immer in Abgründe beim Sex, auch wenn Dir das jetzt die Spannung nimmt – aber wahrscheinlich nicht. *g
    Die Babygargoyle wird zunehmend immer niedlicher und ich mag das Vieh *g* Lese mittlerweile an Band 6 und verstehe immer noch nicht so recht, wie mich die Autorin so gefangen nehmen konnte, dass ich auch noch bis Band 9 (oder gibts schon mehr?) weiterlesen will.
    Aber auch mal unter uns: Galenorn ist ja nicht die erste Autorin, die Altbekanntes neu zusammenmischt und damit Erfolg hat oder? ;)

  • @Soleil: Ich glaube, Irina hat es schon schön zusammengefasst: Interessante Nebenfiguren, eine komplexe Welt (positiv für diejenigen, die sich damit befassen mögen) und vertraute Elemente werden gelungen mit erfrischenden Aspekten bereichert. Für mich ist das wie Popcorn-Kino, Gehirn an der Kasse abgeben und einfach ein bisschen amüsieren! ;)

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