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[Rezension] Isabel Abedi: Lucian

Inhalt:
»Becky, hast du dir eigentlich mal überlegt, dass Lucian vielleicht … kein … Mensch ist?«
Ich senkte den Kopf. »Nein«, flüsterte ich. Aber was ich dachte, war: Ja.

Immer wieder taucht er in Rebeccas Umgebung auf, der geheimnisvolle Junge Lucian, der keine Vergangenheit hat und keine Erinnerungen. Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Moment an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann. So verzweifelt die beiden es auch versuchen, sie kommen nicht voneinander los. Aber bevor sie noch erfahren können, was ihr gemeinsames Geheimnis ist, werden sie getrennt. Mit Folgen, die für beide grausam sind. Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

Kommentar:
Der düstere Auftakt des Buches zieht einen sofort in den Bann: Ein unvermitteltes, seltsames Gefühl in Rebeccas Brust, ihr unheimlicher Albtraum und Lucians Auftauchen vor ihrem Fenster mitten in der Nacht versprechen mysteriöse Unterhaltung der Extraklasse. In der Folge verliert das Buch aber erst mal etwas an Faszination. Das hängt vor allem damit zusammen, dass man lange Zeit nicht weiß, worum es eigentlich geht und wo das alles hinführen soll – weshalb das Buch zunächst fast wie eine herkömmliche Teeniestory wirkt, in der sich ein Mädchen in einen seltsamen Jungen verliebt, und die das Leben einer Sechzehnjährigen mit all ihren Sorgen und Nöten widerspiegelt. Es geht um Probleme mit den Eltern, Stress mit dem Lehrer, Ärger, Freund und Leid mit der besten Freundin sowie um die erste Liebe und die Frage, wie schnell man wie weit gehen sollte. Zwar kreisen Rebeccas Gedanken in dieser Phase ständig um Lucian, der immer wieder in ihrer Nähe auftaucht, ihr Kontakt zu ihm ist aber eher sporadisch und auf ein paar Sätze beschränkt. Die wenigen Gespräche sind dafür umso intensiver, zumal sich herauskristallisiert, dass Lucian Ereignisse aus Rebeccas Leben und Zukunft träumt und Dinge aus ihrer Vergangenheit weiß, die er eigentlich nicht wissen kann. Das macht vor allem ihm selbst Angst, nicht zuletzt weil er fürchtet, in der Vergangenheit etwas Schreckliches getan und deshalb seine Erinnerung verloren zu haben. Geradezu verzweifelt versucht er, sich von ihr fernzuhalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen, doch er kann der magischen Anziehungskraft ebenso wenig widerstehen wie Rebecca; das Schicksal scheint die beiden immer wieder zusammenzuführen. Als Lucian aber zumindest im Ansatz klar wird, in welcher Gefahr das Mädchen schwebt, tut er aus Unwissenheit das Schlimmste, was er tun kann: Um Rebecca zu schützen, spricht er mit ihrer Mutter, die ihre Tochter daraufhin wegschickt.

Rebecca durchlebt in der Folge eine schmerzhafte Leidenszeit, während der sie weder spricht noch isst, und die ausschließlich durch die knapp dreißig E-Mails ihrer Freunde und Verwandten transportiert wird – ein sehr eleganter Kniff der Autorin, zumal die Sorge der Freunde und ihre Versuche, Rebecca ins Leben zurückzuholen, teils ziemlich anrührend sind. Nach einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt geht es dem Mädchen schließlich etwas besser, doch die Erinnerungen holen es schnell wieder ein und stürzen es in ein neues Tief. Dann treten allerdings zwei Menschen in ihr Leben, die Rebecca helfen, die Geschehnisse in der Vergangenheit und ihre Gefühle für den mysteriösen Jungen zu verstehen, und die Erklärungen sind nicht nur für Rebecca überraschend, sondern auch für Lucian, der schließlich wieder auftaucht und endlich erfährt, wer er ist. Die Verdichtung der Handlung bis zu diesem Punkt mit dem Umweg über die Tyger-Lovell-Reed-Verbindung ist hervorragend gelungen, und die Idee hinter der Geschichte erweist sich als richtig klasse; zwar haben sich – zumindest mir – ein paar Kleinigkeiten nicht ganz erschlossen bzw. blieben im Dunklen, das ist aber in Anbetracht des Genres zu verzeihen. Lucians Handeln am Ende ist konsequent und erscheint – obwohl bittersüß – einfach richtig. Es ist ein würdiger Abschluss für das Buch, das Hoffnung macht, zeigt es doch, dass man vor seinem Schicksal nicht davonlaufen, aber es verändern kann – zumal, wenn man nicht alleine ist.

Die Figuren sind allesamt nicht besonders facettenreich, aber dafür glaubwürdig; gleiches gilt für die Beziehungskonstellationen der Figuren zueinander. Schön ist außerdem, dass sich fast alle am Ende deutlich weiterentwickelt und ein Stück erwachsener geworden sind – zum Teil auch die Erwachsenen. Lucian ist allein schon aufgrund seiner mysteriösen Aura ein faszinierender Held, und Rebecca ist eine sympathische und alles in allem recht vernünftig wirkende Heldin. Auch die Nebenfiguren sind gut gelungen, vor allem Rebeccas begeisterungsfähige überschwängliche Freundin Suse, zu der Rebeccas ausgeglichener, beständiger und geduldiger Ex-Freund Sebastian einen deutlichen Kontrast bildet. Der ominöse, geheimnisvolle Lehrer Tyger, der Rebecca von Beginn das Leben schwer macht, erweist sich als eine der interessantesten Figuren der Geschichte, während ausgerechnet Rebeccas Mutter aufgrund ihres teils irrationalen Verhaltens zu den am wenigsten sympathischen zählt. Dass ihre Handlungsweise aus Sorge und Mutterliebe entspringt, steht außer Zweifel; ob eine Psychologin aber jegliches professionelles Wissen und völlig den Kopf verliert, wenn es um ihr eigenes Kind geht, wage ich zu bezweifeln. Noch unsympathischer als Rebeccas Mutter ist eigentlich nur ihre Stiefmutter, deren Hass allerdings nachvollziehbar wird und die am Ende trotz aller Aversionen das Richtige tut und entscheidend zum Ausgang der Geschichte beiträgt.

»Lucian« liest sich angenehm und flüssig, und es gibt einige wunderschöne, sehr gefühlvolle Beschreibungen von Szenen und Empfindungen. Die Gespräche der Jugendlichen erschienen mir allerdings zum Teil nicht besonders authentisch, d.h. Sprache und Ausdrücke kamen mir an manchen Stellen ziemlich gekünstelt und aufgesetzt vor – eher so, wie sich Erwachsene Jugendsprache vorstellen.

Fazit:
12/15 – Eine Geschichte, hinter der eine tolle Idee steckt, deren Umsetzung im ersten Drittel allerdings etwas schwer in die Gänge kommt, und in der durchaus sympathischen Protagonistin dennoch der ganz besondere Kick fehlt. Dennoch: Mein erstes Buch von Isabel Abedi wird ganz bestimmt nicht das letzte sein!

8 Kommentare zu [Rezension] Isabel Abedi: Lucian

  • Ich würds ja voll gern lesen, aber nicht SO arg, dass ich mir das Hardcover kaufen würde.. hm. Klingt auch alles ein bisschen verwirrend ^^

  • irina

    Könnte sein, dass es deshalb ein bisschen verwirrend klingt, weil ich versucht habe, nicht zu spoilern und den Clou nicht zu verraten. War in diesem Fall nicht so einfach, denn eigentlich gehts in dem Buch im Wesentlichen um die Aufdeckung von Lucians Geheimnis bzw. Identität … :)

  • Besser so als wenn man gleich alles weiß (:

  • Liebe Irina – ich fand deine Rezi super klasse (die hätte sicher sogar Tyger gefallen :-), ich fand sie auch nicht verwirrend, aber natürlich kenne ich das Buch ja in und auswendig, und freue mich sehr, dass du nicht zuviel verraten hast. Das ist nämlich auch eine richtige Kunst! In diesem Sinne danke ich dir von Herzen und wünsche mir, dass es ein paar Leserinnen verführt, das Buch zu lesen!
    Herzlich,
    Isabel Abedi

  • irina

    Liebe Isabel Abedi,

    vielen Dank für Ihren Kommentar und das Lob, das mich wahnsinnig freut. *strahl*

    Ich bin schon gespannt auf weitere Bücher von Ihnen, die ich zu entdecken vorhabe – »Whisper« steht derzeit ganz oben auf meiner Wunschliste.

    Herzliche Grüße!
    Irina

  • Irina, ich kann dir Isola sehr empfehlen! (Falls du das noch nicht kennst.)
    Das habe ich vor ein paar Wochen gelesen und war hin und weg. Daraufhin habe ich mir noch 2 weitere Bücher von Isabel Abedi besorgt, die allerdings noch ungelesen un meinem Regal stehen *hust hust* Man kennt das ja: Der SUB usnd so.
    Aber wie es aussieht, muss ich Lucian auch ganz ganz dringend ebenfalls noch besorgen (und dann natürlich auch lesen)

  • irina

    Danke für den Tipp, Maren. Nach eingehendem Studium der Klappentexte sämtlicher Abedi-Bücher hatte ich eigentlich befunden, dass der Isola-Plot eher nichts für mich ist, aber ich überdenk das noch mal – sobald ich mit »Whisper« durch bin, das ich gerade bei Ebay erlegt hab. ;)

  • Also das ist natürlich Geschmackssache, was einem Klappentextmäßig eher zusagt – bei mir wars genau umgekehrt ;) Muss jedoch auch sagen, dass ich den Isolatext nicht eben besonders gelungen finde (ist aber auch schwer zu beschreiben, was das Buch aumacht.)
    Da ich noch Whisper und Imago im Regal stehen habe, werde ich als nächstes wohl auch Whisper lesen, sobald ich mich von meinem Re-read der Green Gables Reihe loseisen kann.

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