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Diana Palmer: Amelia

Originaltitel: Amelia

Amelia Amelia

Inhalt:
Amelia soll nach dem Willen ihres gewalttätigen Vaters Alan Culhane heiraten, den Sohn eines mächtigen texanischen Ranchers. Doch bei einem Besuch auf der Ranch der Culhanes trifft sie auf Alans Bruder King – einen alten Freund ihres Bruders Quinn, für den sie schon seit Kindertagen schwärmt. Er ist es, der ihre Leidenschaft entfesselt, doch King scheint sie zu verachten …

Kommentar (mit unzähligen Spoilern):
Dachte ich wirklich: »Altbacken, aber nicht so schlimm«? Ich nehm hiermit alles zurück und behaupte das Gegenteil! Ich weiß auch nicht so wirklich, was in mich gefahren ist zu glauben, ein Buch, in dem die männliche Hauptperson aufgrund seiner Abstammung und seine Auftretens »King« genannt wird, könne »nicht so schlimm wie befürchtet« sein! Es ist schlimmer, und zwar viel schlimmer.

King ist ein Vollpfosten erster Güte, und es ist mir vollkommen schleierhaft, was Amelia eigentlich an ihm findet. Er ist selbstherrlich, herablassend, widerlich, unsensibel, missgünstig, eifersüchtig, durchtrieben, berechnend, verbittert und blickt auf keinem seiner silbergrauen Augen, was eigentlich um ihn herum vor sich geht: Während nämlich alle Leute nach und nach begreifen, dass Amelia fürchterliche Angst von ihrem Vater hat und dass in der Vergangenheit irgendetwas Schreckliches vorgefallen sein muss, verachtet King sie immer noch dafür, dass sie ihrem Vater gegenüber so unterwürfig ist. Darüber hinaus kann er sie auch deshalb nicht leiden, weil sie ihm so gut gefällt, dass er ihr kaum widerstehen kann; offenbar hilft es ihm, sich von ihr abzubringen, wenn er sie wie den letzten Dreck behandelt. Muss ein Männerding sein, diese Logik, begegnet einem ja öfters.

In Sachen Tyrannei das Wasser reichen kann King eigentlich nur Amelias Vater, der hat aber immerhin einen guten Grund für seine Widerlichkeit, er hat nämlich – wie sich im Laufe der Handlung herausstellt – einen Gehirntumor, der seine Persönlichkeit verändert. Früher war er ein wundervoller Vater und liebender Ehemann. Er kann also quasi nichts dafür, dass er Amelia mit dem Gürtel halbtot schlägt, und deshalb kann Amelia ihn auch nicht im Stich lassen.

Unsere Heldin Amelia ist die meiste Zeit damit beschäftigt, sich zu fürchten, ihren Vater nicht zu reizen und King aus dem Weg zu gehen, damit sie ihn nicht anhimmeln muss. Wie wir erfahren, war sie früher eine lebenslustige Person, die Reiten und Scheißen kann, hochgebildet ist und vier Sprachen spricht. Um den Zorn ihres Vaters nicht auf sich zu ziehen, verheimlicht sie das alles und tut so, als sei sie fügsam und eigentlich auch gar nicht da. Quinn allerdings bemerkt und verachtet sie blöderweise trotzdem, nicht zuletzt, weil Amelia vielleicht ein bisschen unscheinbar, aber dennoch sehr hübsch ist und einen Mund wie ein »Amorbogen« (S. 93) hat.

Die Personen agieren eine ganze Weile in einer ziemlich spannungsarmen Handlung vor sich hin, dann jedoch kommt es zur entscheidenden Wendung. Kaum sind King und Amelia nämlich allein auf der Ranch, macht sich der verrufene Texaner auch schon in »leidenschaftlicher Inbrunst« (S. 160) über die unschuldige Jungfrau her. Und weil Amelia King ja schon immer toll fand und bei seinen Küssen im siebten Himmel schwebt, ignoriert sie die drohende Erkenntnis, dass sie das besser lassen sollte, denn er ist »so stark und seine Küsse machten sie süchtig. Sie konnte nur leben, solange er sie in den Armen hielt, sie küsste.« (S. 160) Wie sie wohl vorher gelebt hat? Egal, der Rest der Szene ist jedenfalls geprägt von kopfloser Wolllust, krampfhaften Schluchzern, atemberaubenden Schauern, schamloser Lust, die zu neuerlichen Schluchzern und Tränen führt, usw. usf. Nach Kings finaler »todeskrampfähnlicher« (S. 164) Erleichterung folgen natürlich Demütigung und Scham seitens Amelia und Zorn über den Sündenfall seitens King, weshalb er ihr erst mal verkündet, dass er sie nicht heiraten wird. Auch wenn sie das gar nicht gefordert hat, sondern einfach nur darum bittet, freundlicherweise gehen zu dürfen. Nach Hause zu Papa, welch Ironie!

Bei King setzt augenblicklich der Verdrängungsvorgang ein. Er ignoriert die Tatsache, dass er derjenige war, von dem die Verführung ausging, und redet sich ein, dass Amelia die treibende Kraft gewesen sei. Er hat sich überhaupt nur aus reiner Nächstenliebe darauf eingelassen, um seinen Bruder Alan von der Heirat mit dieser Hure abzubringen. Als wäre das noch nicht schwachsinnig genug, nimmt die Tragödie ihren Lauf. King reicht das, was er bis zu diesem Moment angerichtet hat, noch nicht, nein, er muss auch noch zu Amelias Vater rennen und petzen, dass dessen Tochter sich an ihn rangemacht hat. Logische Folge: Amelia wird mal wieder mit dem Gürtel halbtot geprügelt.

Praktischerweise verstirbt der unzurechnungsfähige Kranke im Anschluss an seine Prügelattacke, sodass er für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. Amelia wird das egal sein, sie ist vermutlich einfach froh, ihn endlich los zu sein. Zudem hat sie ganz andere Sorgen, sie hat nämlich offenbar auch ein paar Schläge auf den Kopf abbekommen und in der Folge ihr Gedächtnis verloren. Das wiederum kommt King natürlich ganz gut zupass, denn somit erinnert sie sich ja nicht mehr an die Quasi-Vergewaltigung und seine Petzerei, die überhaupt erst zu diesem brutalen Übergriff geführt hat. Kings Verdrängungsmechanismen greifen aber so oder so sehr gut, denn er geht davon aus, dass Amelia ihre Erinnerungen nur deshalb unterdrückt, weil sie sich nicht eingestehen will, dass sie ihn verführt hat und sich auf diese Weise aus der Verantwortung stehlen will.

Amelia blüht trotz des Gedächtnisverlustes nach dem Tod ihres Vaters auf und wird wieder so lebenslustig, wie sie es früher war. Keine Spur mehr von Unterwürfigkeit, weshalb King schlagartig vollkommen begeistert von ihr ist. Und irgendwann sieht er auch ein, dass nicht Amelia ihn verführt hat, sondern umgekehrt. Wie es dazu kommt, dass ihn diese Erkenntnis ereilt, erschließt sich zwar niemandem außer ihm selbst, ist aber auch egal, da die ganze Handlung ohnehin hanebüchen ist. Jedenfalls fühlt King sich bemüßigt, Amelia über die Vorgänge aufzuklären, die ihr Gedächtnis so erfolgreich verdrängt, und schließt mit der beschönigenden Erkenntnis: »Ich habe Schicksal gespielt. … Sie sollten mich am besten heiraten.« (S. 242). Er führt auch durchaus durchschlagende Argumente für seine Eignung als Ehemann an: Als Viehzüchter verfügt er über umfassendes Wissen bzgl. Fortpflanzung und Geburten, andere Frauen reißen sich um ihn, und er verfügt über Land und Geld.

Amelia ist noch ein bisschen schockiert von dem, was sie gerade erfahren hat, und deshalb nicht so wirklich von einer Hochzeit überzeugt, eher im Gegenteil. Kings Überredungsmanöver wird dann aber auch ganz plötzlich von Amelias unvermittelt auftauchenden Bruder unterbrochen. Da King offenbar festgestellt hat, dass Reden hilft und das Gewissen erleichtert, tischt er dem Neuankömmling die ganze Geschichte bei der Gelegenheit auch gleich auf. Sein alter Freund Quinn reagiert souverän und völlig angemessen, er kommentiert die Kings Handeln nämlich mit den Worten »Das ist widerlich!« (S. 246), und will den manipulativen Übeltäter erschießen. Natürlich verhindert die herzensgute Amelia das, zumal sie King ja heimlich ohnehin liebt, sodass am Ende – nach weiteren albernen Verwicklungen und Missverständnissen – alle geläutert sind und glücklich werden können. Amen.

Fazit:
0/15 – Mir wird wieder klar, warum ich anderen Büchern noch 1–2 Gnadenpunkte zugestanden habe – damit ich Luft nach unten für Machwerke wie dieses habe!

7 Kommentare zu Diana Palmer: Amelia

  • Das deutsche Cover ist ja auch mal wieder ein Knaller!
    Am besten gefällt mir an deiner Rezi übrigens der Satz „…eine lebenslustige Person, die Reiten und Scheißen kann<„ :o)

  • irina

    Uuuups! Klarer Fall von Freudscher Fehlleistung! *lach*

    Das Cover ist toll, da sagst du was. Besonders klasse find ich, dass das Pferd und die Büsche rosa sind. Von der eleganten Beinhaltung der Miss gar nicht zu reden. Sehr sexy und ebenso »realistisch«. Haben sie wahrscheinlich aus irgendner anderen Szene freigestellt und reinmontiert.

    Diese tollen Nackenbeißercover werden übrigens sehr vielseitig eingesetzt, mal eben den Ausschnitt verändert, das Bild gespiegelt oder an den Farbreglern gedreht, fertig ist ein neues Cover.

  • Das Buch ist sicherlich mies, aber über deine Rezension muß ich breit grinsen – ich hätte fast Lust, daß Buch selbst zu lesen. Aber nur fast: ich kann mich nie dazu durchringen, solche Bücher zuende zu lesen. Wenn ich mal wieder das Befürfnis nach dieser speziellen Art von „ach ne, das kann doch jetzt nicht wahr sein, haha sind die doof“-Unterhaltung habe, gucke ich wohl doch lieber Frauentausch im Fernsehen…

  • Wie alt ist das Buch? Aufgrund der Beschreibung vermute ich, dass es aus den 80er Jahren stammt.
    Bitte, bitte, tu mir den Gefallen und nimm dir „Whitney My Love“ vor. Dann wirst du bereuen, bereits mit diesem Buch 0 Punkte vergeben zu haben *g*

  • irina

    Susi: Kannste gern haben, ich werds definitiv NICHT behalten! ;)

    Nefret: Ich hätte auch auf 1980er getippt, aber das Buch ist aus frühen 1990ern, von 1993. Die Dinger kann man heute echt in den meisten Fällen nicht mehr ertragen, oder?!

    Was „Whitney, my Love“ angeht, kann ich mich nicht wirklich durchringen … Falls es mir irgendwann mal für 50 Cent über den Weg laufen sollte, schlag ich vielleicht zu. Aber nur vielleicht! *g*

  • Das ich das noch erleben darf! Ein Null-Buch. Ein Nuller. Ein Nix.
    Wenn ich mir so anschaue, was Du schreibst, völlig berechtigt. Werde Roman und Autorin umgehen. Oder schreibt die heute anders? Schreibt sie überhaupt noch?
    *g* Danke für die Zeilen.

  • irina

    Ich möchte mal anmerken, dass es noch drei weitere »Nuller« gibt, s. hier: Alle Bewertungen nach Punkten.

    Ich hab keine Ahnung, ob die heute anders schreibt, ich wills auch gar nicht wissen! ;) Na gut, wollte es schon wissen und hab mal bei All About Romance geschaut – da sind eigentlich die meisten ihrer Bücher relativ schlecht bewertet – das neueste von 2007 allerdings mit B+. M.E machst du aber trotzdem keinen Fehler, wenn du die Autorin meidest. Es gibt genug andere, bei denen man sich nicht vor gravierenden Fehlgriffen fürchten muss.

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