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Tanja Heitmann: Morgenrot

Inhalt:
Für die Studentin Lea beginnt das Auslandssemester alles andere als angenehm. Bei Schneefall und eisigem Ostwind verbringt die junge Frau einsame Tage. Das ändert sich schlagartig, als sie in der Villa ihres Professors auf einen rätselhaften und unwirklich schönen Mann trifft: Adam. Vom ersten Augenblick an ist Lea wie gebannt. Ohne sich dagegen wehren zu können, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Doch Adam verhält sich seltsam. Mal weist er Lea schroff zurück, mal sucht er wie getrieben ihre Nähe. Welches Geheimnis sich jedoch wirklich hinter Adams mysteriösem Verhalten verbirgt, erfährt Lea eines Nachts: Schwer blutend findet sie ihn neben ihrem Bett vor. Wie ist er in ihr Zimmer gekommen und wieso schließen sich seine Wunden wie von Geisterhand? Lea erfährt, dass Adam von einem Dämon besessen ist. Dieser Dämon verleiht ihm Unsterblichkeit, dafür fordert er einen hohen Preis: das Blut anderer Menschen. In diesem Fall das Blut Leas. Noch kämpft Adam dagegen an, denn er hat sich in Lea verliebt. Aber der Dämon ist stark – womöglich zu stark …

Kommentar:
»Kann man einen Vampir lieben?« – mit dieser Frage wird der Backcovertext eingeleitet, und gemeinsam mit der Kombination aus Coverbild, Covertypografie und Titel erinnert eigentlich die gesamte Aufmachung des Buchs unzweifelhaft an Meyers Bis(s)-Reihe. Wer die ganzen unzutreffenden Potter-Vergleiche miterlebt hat, den wundert wahrscheinlich nicht, dass »Morgenrot« wenig bis nichts mit der Bis(s)-Reihe gemeinsam hat. Es kommt noch nicht mal ein Vampir vor. Abgesehen davon, dass ich solche Mogelpackungen grundsätzlich hasse, ist das für mich kein großes Problem – ich wollte es aber erwähnt haben für den Fall, dass jemand nur wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit zu den Bis(s)-Büchern die Finger von »Morgenrot« lässt.

Wirklich raten würde ich zu diesem Buch aber trotz guter Ansätze und Ideen so oder so nicht. Die Handlung erscheint irgendwie unausgegoren, ist stellenweise extrem zäh und vollkommen unspannend. Es bleiben viele Fragen offen, etwa der Handlungsort sowie der Hintergrund und das Alter der Hauptpersonen. Außerdem bleibt die tatsächliche Macht das Dämons für mich im Dunklen; ich zumindest hatte den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht wusste, ob die Personen nun aus Besessenheit handeln oder aus Liebe. Sprich: Wenn Lea beim Blick ins Adams Augen von dessen Dämon »verzaubert« wird, kann man dann noch von Liebe sprechen oder handelt es sich nicht eher um Manipulation und Besessenheit? Und können die Handlungsweisen von Lea und Adam überhaupt als deren eigene bewertet werden, wo doch irgendwie alles vom Dämon gelenkt wird bzw. werden müsste? Mir erschien das nicht logisch, aber das war nicht das Hauptproblem des Buchs.

Größtes Manko von »Morgenrot« sind die Figuren – selten sind mir so viele unsympathische Personen auf einem Haufen begegnet, und das gilt für die Nebenfiguren (auch für die »Guten« wie Etienne und Nadine) ebenso wie für die Hauptfiguren. Lea ist als graues Mäuschen angelegt – die Gründe, warum Adam bzw. Adams Dämon ausgerechnet sie erwählt, bleiben schleierhaft. Sie ist intelligent, aber naiv, schüchtern, zurückhaltend und verkriecht sich am liebsten mit einem guten Buch in ihrem Zimmer. Später lässt sie sich von Adam herumkommandieren und dominieren, und auch, wenn man ihr das nicht so wirklich vorwerfen kann, denn schließlich ist sie ja machtlos gegen Adams Dämon, steigert es nicht gerade die Begeisterung für die Figur. Dass sie sich am Ende irgendwie emanzipiert, ist einfach nicht gut genug erklärt und deshalb wenig glaubwürdig.
Adam, der mich bei seinem ersten Auftritt stark an Lord Byron (bzw. dem Bild, das ich von ihm habe!) erinnert hat, ist leider auch nicht besser. Er ist arrogant, herrisch, gewalttätig, berechnend und vereinnahmend – und das Schlimmste ist: Man kann es ihm eigentlich nicht vorwerfen, denn schließlich ist er wegen seines Dämons zerrissen und nicht wirklich für seine Taten verantwortlich zu machen. Es gilt aber das gleiche wie bei Lea: Selbst wenn Adam nicht oder nur teilweise er selbst ist, macht ihn das nicht zu einer griffigeren und vereinnahmenderen Hauptfigur, da hilft es auch nichts, dass er am Ende eine Art (Burg-)Frieden mit dem Dämon schließt. Eigentlich gäbe der innerlich zerrissene Adam einen tollen »tortured hero« ab, aber dafür fehlt ihm das gewisse Etwas – und zwar völlig.

Sprachlich fand ich das Buch übrigens ziemlich gewöhnungsbedürftig – es ist doch immer wieder erstaunlich, wie anders sich deutsche Originale im Vergleich zu Übersetzungen amerikanischer Autorinnen lesen. Letztendlich hat das Buch aber sowohl schöne Beschreibungen und Momente als auch diverse Ausfälle, die m.E. davon kamen, dass die Autorin oft zu viel wollte und deshalb übers Ziel hinausgeschossen, z.B. in Sachen Metaphorik und aufgesetzter jugendlicher Coolness.

Wertung:
04/15 – Eine Amazon-Rezensentin hat das Buch bzw. die Figuren als seelenlos bezeichnet – und das trifft die Sache ziemlich gut.

7 Kommentare zu Tanja Heitmann: Morgenrot

  • Gewöhnungsbedürftigt fand ich die Sprache zu Beginn auch, wobei ich sagen muss, dass mich nach einer Weile genau die Sprache mich gefesselt hat.
    Den ersten Teil des Buches fand ich auch total langweilig und ich habe auch den Stimmungsumschlag zur zweiten Hälfte irgendwie nicht recht verstanden….dennoch muss ich sagen, dass es mir wesentlich besser gefallen hat als Mrs Meyers Bücher, wobei man sie echt nicht vergleichen kann.
    Bei der Aufmachung des Buches…ja, voll die Mogelpackung! Wobei die Autorin da sicher nicht so viel für kann…es erschien dummerweise im Fluss der Twilight-Reihe, da konnten Vergleiche ja kaum ausbleiben…

    Ich hatte auch etwas mit den Charakteren zu kämpfen, deshalb will ich „Nachtglanz“ jetzt noch lesen, Adams Vorgeschichte. Vielleicht sind dann auch einige Dinge verständlicher. Denn es wurde ja doch sehr viel offen gehalten und angeblich soll es ja eine Fortsetzung geben….

    „Wintermond“, in dem es um Wolfsdämonen geht, fand ich allerdings richtig, richtig super! :) Irgendwie mag ich Tanja Heitmanns Schreibstil. :)

  • Bei mir wars bezüglich der Sprache eigentlich genau anders herum: Ich war erst relativ fasziniert, im Laufe der Zeit ist mir der Stil aber mehr und mehr auf die Nerven gegangen.

    Dass ich noch mal ein Buch von Heitmann probieren, halte ich eher für unwahrscheinlich – es gibt einfach zu viele Autoren, von denen ich WEISS, dass ich ihre Geschichten und ihren Stil mag, um meine Zeit mit »zweiten Chancen« zu vertun. (Wobei ich reumütig einräumen muss, dass ich wahnsinnig froh bin, Stiefvater mit »Shiver« die zweite Chance gegeben zu haben! *g*)

  • *lach* Ja, es kommt immer drauf an…bei manchen Autoren lohnt es sich wirklich, bei manchen wahrscheinlich weniger.
    Es ist ja auch ein stückweit einfach Geschmacksache. ^^ Wäre schlimm, wenn für jeden dasselbe toll wäre, denn dann hätte man bei jedem Buch einen solchen Hype wie bei Twilight und Co.

  • Da hast du absolut recht! Hab ich eigentlich schon mal gebeichtet, dass »Bis(s) zum Morgengrauen» im Grunde der Auslöser für meine Liebesromanbegeisterung war?! *g

  • Ernsthaft???? *lol*
    Ich muss gestehen, dass mir das erste Twilight Buch auch gefallen hat. Aber mir hätte es gereicht, wenn es damit gut gewesen wäre. Es war natürlich weder von der Story, noch der Sprache her ein Brüller, aber es war unterhaltsam und mir hat’s auch einfach gefallen. Doch die drei Teile danach…ich hätte sie nicht gebraucht!!

  • Mhm. Ernsthaft! ich erzähl euch die Geschichte mal die Tage! :)

    Was die weiteren Teile angeht, seh ich das übrigens genauso wie du!

  • *grins* Dann bin ich darauf mal sehr geespannt!!!

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