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Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels

Originaltitel: L’Élégance du hérisson

Inhalt:
»Ich heiße Renée. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof. Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und in gewissen Morgenstunden einen Mundgeruch wie ein Mammut. Doch vor allem entspreche ich so genau dem Bild, das man sich von den Conciergen macht, dass niemand auf die Idee käme, ich könnte gebildeter sein als all diese selbstgefälligen Reichen.«

»Ich heiße Paloma, bin zwölf Jahre alt, ich wohne in der Rue de Grenelle 7 in einer Wohnung für Reiche. Meine Eltern sind reich, meine Familie ist reich, und meine Schwester und ich sind folglich potenziell reich. Doch ich weiß schon lange, dass die Endstation das Goldfischglas ist, die Leere und der Unsinn des Erwachsenenlebens. Warum ich das weiß? Der Zufall will, dass ich sehr intelligent bin. Daher habe ich meinen Entschluss gefasst. Am Ende dieses Schuljahres, an meinem dreizehnten Geburtstag, werde ich Selbstmord begehen.«

Kommentar:
Meinen ersten nicht sehr positiven Eindruck muss ich nach Beendigung des Buchs zumindest zum Teil revidieren. Der Einstieg ist wahrhaft schwierig, doch mit Einzug des Japaners Ozu in die Rue de Grenelle 7 kommt zumindest etwas Leben in die Handlung – und in die Hauptfiguren, die sich zuvor im Wesentlich innerhalb ihrer Geisteskonstrukte abseits der Realität bzw. auf der Flucht vor der Realität zu bewegen schienen.

Doch trotzdem: Das Buch ist merkwürdig, so merkwürdig und widersprüchlich wie seine Figuren – irgendwo zwischen unerträglich und faszinierend, langweilig und mitreißend. Die Handlung ist eigentlich über weite Strecken nebensächlich, es geht in diesem Buch um das Leben und alltägliche Situationen, die ausreichend Anlass für die Betrachtungen durch zwei hochintelligente Außenseiter liefern. Deren Gedanken und Ausführungen sind teils ausschweifend, fürchterlich ermüdend und oft schwer fassbar, besonders dann, wenn sie sich mit philosophisch-metaphysischen Themen und den schönen Künsten befassen. Die Schilderung alltäglicher Situationen und Gespräche sowie die trockenen, mitunter zynischen Kommentare dazu sind hingegen vielfach großartig und wiegen die abgehobeneren Passagen wieder auf. Trotzdem hatte ich oft den Eindruck, Barbery liefert einen Tick zu viel des Guten, die paar Ausführungen mehr, die nicht nötig wären und das Buch nicht besser machen – im Gegenteil.

Und dann das Ende … Für meine Begriffe ist diese Auflösung überflüssig, ärgerlich und unpassend, weil es dem Handlungsverlauf und Renées Entwicklung zuwider läuft und die Hoffnung nimmt, die das Buch zuvor gemacht hat. Denn was ist denn die Moral von der Geschicht: Anhaltendes Glück gibt es nicht? Man könnte fast meinen, selbst der Autorin sei die Beziehung zwischen Renée und Ozu mit all ihren Veränderungen zu einfach und zu glatt über die Bühne gegangen, weshalb sie ein solches Ende brauchte, um das Buch vor dem Makel des Kitschs zu bewahren.

Fazit:
8/15 – Ein Werk mit absoluten Höhen und Tiefen, die sich gegenseitig aufwiegen und am Ende zu einer durchschnittlichen Wertung führen. Ich empfehle die Lektüre trotzdem, denn trotz aller Abstriche sind viele der Passagen und Gedanken einfach wunderschön, erhellend, erheiternd und lesenswert.

2 Kommentare zu Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels

  • Siehst du, das Dranbleiben hat sich – mehr oder weniger – gelohnt. ;)

  • irina

    Nina: Ja, und da bin ich auch wirklich froh drüber, wenngleich ich die allgemeine riesige Begeisterung ja trotzdem nicht ganz teile. (Wobei die »allgemeine« Begeisterung ja soooo allgemein nun auch wieder nicht zu sein scheint, zumindest nicht in Deutschland – wenn man sich die Amazon-Rezensionen so anschaut.)

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