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Eloisa James: Heiße Nächte der Leidenschaft

OT: Midnight Pleasures
2. Teil der Midnight-Serie

Inhalt:
England, 19. Jahrhundert: Lady Sophie York gilt als der Star der Londoner Gesellschaft. Sie, die Tochter des Marquis von Brandenburg, ist nicht nur schön, sondern auch klug und reich. Die begehrtesten Junggesellen der Stadt reißen sich um sie doch sie liebt nur einen: den gutaussehenden Lebemann Patrick Foakes. Da sie aber auf keinen Fall einen Schürzenjäger heiraten will, weist sie ihn ab. Stattdessen nimmt sie den Antrag seines langweiligen Freundes Lord Slaslow an. Patrick ist tief verletzt, denn auch er liebt Sophie. Als Slaslow ihn bittet, eine Brautentführung zu inszenieren, wittert Patrick eine zweite Chance …

Kommentar:
Du lieber Gott, ich danke dir, dass ich dieses Buch unbeschadet beenden konnte! Leider hat mich mein erster Eindruck nicht getäuscht – das Buch blieb nicht nur so fürchterlich wie geahnt, es wurde noch viel fürchterlicher! Wie bereits nach den ersten Seiten vermutet, jagt in diesem Buch wirklich ein Missverständnis das nächste, und zwar zwischen allen Personen und schon von Seite 1 an bzw. – um ganz genau zu sein – schon bevor das Buch überhaupt beginnt. Missverständnis 1 ist nämlich: Obwohl Sophie Patrick liebt, lehnt sie seinen Heiratsantrag ab, weil sie denkt, der Lebemann liebe sie nicht, sondern fühle sich gezwungen, sie zu heiraten, weil er sie in eine kompromittierende Situation gebracht hat. Als wäre das nicht schon verwirrend genug, geht er davon aus, dass er ihr nicht gut genug sei, weil er keinen Titel hat. Dieses Missverständnis wäre ja noch verzeihlich – kann ja mal passieren –, nur leider geht es in dem Stil weiter. Die ganze Handlung, jeder Dialog basiert darauf, dass X was anderes meint als Y versteht oder alternativ, dass X Y irgendeinen Unsinn unterstellt, den Y aber aus unerfindlichen Gründen nicht richtigstellt. Wer glaubte, dass das offen ausgesprochene, aber unaufgeklärte Missverständnis im Vorgängerband, das fast zum Zerwürfnis der Ehe geführt hätte, der Gipfel war, der wird hier eines besseren belehrt. Ein paar Beispiele:

***Achtung! SPOILER!***

– Sophie weint vor Rührung, Patrick glaubt, sie weine vor Trauer.
– Sophie glaubt (das hat sie von ihrer völlig bekloppten Mutter), dass Männer keine gebildeten Frauen mögen, und verschweigt Patrick deshalb, dass sie (mindestens) 7 Sprachen spricht. Patrick hält sie derweil für dumm, weil sie (beim Lernen) vor sich hinmurmelt; er denkt sie tue das, weil sie nicht richtig lesen kann.
– Sophie ist sauer, weil er nicht mir ihr redet und ihr nicht gesagt hat, dass er ein Herzogtum verliehen bekommen hat; er findet, sie solle sich freuen, sie sei doch so scharf auf Titel.
– Sophie verzehrt sich nach ihm, Patrick denkt aber, sie sei damit zufrieden, ein Leben wie eine Nonne zu führen.
– Patrick ist überzeugt, dass Sophie ein Verhältnis mit ihrem Ex-Verlobten hat, sie sagt ihm aber nicht, was der Grund dafür ist, dass sie ständig mit diesem zusammen ist. Deshalb kommt Patrick nicht nach Hause, weshalb Sophie wiederum glaubt, er habe eine Geliebte. Da sie sich aber vorgenommen hat, alles zu schlucken und nicht zu lamentieren, wirft sie ihm nichts vor, weshalb er denkt, es sei ihr egal. Als sie ihm schließlich sogar explizit vorwirft, eine Geliebte zu haben, widerspricht er nicht mal.
– Patrick will kein Kind, weil er Angst hat, dass sie bei der Geburt sterben könnte, sagt ihr den Grund aber nicht, weshalb sie denkt, er wolle keine Kinder, weil er sie nicht liebe und eben keine Kinder will. Was sie natürlich zutiefst unglücklich macht, weil sie einen ganzen Stall voller Kinder will und außerdem bereits schwanger ist.
– Sophies Kind stirbt im Mutterleib und sie erleidet eine Fehlgeburt; Patrick glaubt, sie erleide eine Fehlgeburt, weil sie gestritten haben und er sie so aufgeregt hat (und sie daraufhin die Treppe runtergefallen ist).

***SPOILERENDE***

Die Liste könnte man endlos fortsetzen, aber ich wills dabei belassen. Es sei erwähnt, dass am Ende innerhalb von 30 Seiten sämtliche Missverständnisse aufgeklärt werden und alle Puzzleteile sich für alle Beteiligten ganz selbstverständlich zusammenfügen. Na ja, fast. Natürlich darf es nicht ganz ohne Missverständnisse zu Ende gehen: Als Sophie Patrick – erstmals! – ihre Liebe gesteht, denkt der natürlich, sie sage das nur, weil sie sich dazu verpflichtet fühle, denn in Wahrheit gehört ihr Herz ja dem Ex-Verlobten (den sie – wohlgemerkt! – für Patrick hat sitzen lassen!). Und da er nicht will, dass sie ihn anlügt, lautet seine Antwort: »Du musst das nicht sagen.« Und sie denkt: »Oh, er hat die ganze Zeit gewusst, wie es um meine Gefühle bestellt ist; dass ich ihn liebe. Ich muss es ihm also nicht noch mal bestätigen.« Grrrrrrr.

Eigentlich überflüssig, noch mehr zu diesem Buch sagen oder ein Wort über sämtliche weitere unlogische und unausgegorene Handlungselemente zu sprechen, ich möchte aber noch erwähnen, dass Patrick ein ebenso fürchterlicher, arroganter, blasierter, selbstgefälliger Schnösel ist wie sein Bruder in »Ekstase der Liebe«, und dass unser Blaustrumpf Sophie (auch ebenso wie Charlotte im Vorgängerband) trotz ihrer Klugheit und beachtlichen Bildung so naiv ist, dass es brummt. Mit anderen Worten: Von den Protagonisten ist hier auch nix zu erwarten – was aber zugegebenermaßen auch nicht wirklich anzunehmen war. Dass die Autorin in Sachen Nebenfiguren nicht über sich hinausgewachsen ist, ist wohl kaum der Rede wert, besonders hervorheben möchte ich aber Sophies stetig nervenden Ex-Verlobten Braddon, der eine lächerliche Karrikatur eines englischen Adligen darstellt und einfach nur ein dummes Weichei ist.

Ganz fürchterlich unerträglich ist auch die Angewohnheit der Autorin, die Geschichte aus unzähligen Perspektiven zu erzählen: die Ereignisse werden nicht nur von Sophie und Patrick geschildert und erlebt, sondern auch aus der Sicht von Patricks Bruder, seiner Schwägerin, des Butlers, der Zofe, Sophies Mutter und Vater, Braddon, Madeleine, Henri usw. Und als Eloisa James gar niemand mehr einfällt, aus dessen Sicht sie irgendwas erzählen könnte, gipfelt das »Headhopping« darin, dass uns das Geschehen aus der Sicht imaginärer Engel nähergebracht wird, in Konjunktivform: »Hätten in dieser Nacht Engel ins Stadthaus geblickt, hätten sie gesehen, dass beide Eheleute kein Auge zugetan haben.« Also, ich hab ja wirklich schon viel erlebt, aber dazu fehlen mir wirklich endgültig die Worte.

Fazit:
3/15 – Ein wirklich grauenvolles Buch, das mich mit fortschreitender Handlung (und zunehmender Anzahl an Missverständnissen bzw. Nicht-Aufklärung derselben) immer wütender gemacht hat. Und so kann man Patrick nur zustimmen, wenn er sagt: »Wir sind zwei ausgewachsene Dummköpfe, Sophie. Warum haben wir nicht miteinander geredet?«

6 Kommentare zu Eloisa James: Heiße Nächte der Leidenschaft

  • emp

    Schöner Verriss. :)

    Eine Frage hab ich noch: woher kommen die drei Punkte?

  • irina

    Die Frage ist berechtigt, muss ich gestehen. Liegt wohl einfach daran, dass es NOCH schlechtere Bücher gibt.

    Aber es stimmt, hier krankt das Bewertungssytem, denn eigentlich sollte man allem, was schlechter als 5 Punkte (ausreichend) oder vielleicht noch 4 Punkte (gerade noch ausreichend) ist, ein D wie Durchgefallen verpassen. Den Unterschied zwischen „mangelhaft“ und „ungenügend“ kann ich jedenfalls nicht mehr wirklich sehen.

  • Hihi. Hört sich aber an, als könnte aus dem Buch das Drehbuch für eine richtig dramatische Seifenoper mit mindestens 300 Folgen werden. So eine Art GZSZ im 19. Jahrhundert.

  • irina

    Wie recht du hast, Susi! Und ne Regency-Seifenoper – das ist ohnehin ne Marktlücke, finde ich! :D

  • Katrin

    vielen herzlichen dank für diese rezension! das war eins der schlechtesten bücher, die ich je gelesen habe.
    das buch über Patricks bruder fällt ja auch in diese kategorie.
    übrigens habe nach der lektüre der zwei bücher entschieden, nie mehr ein buch der autorin anzuführen.

  • irina

    Katrin: Ich hab mal auf dem Flohmarkt eine riesige Kiste englischsprachige Liebesromane mitgenommen, da war der dritte Teil aus der Duke-Reihe der Autorin dabei. Vielleicht geb ich dem irgendwann noch ne Chance, nachdem er schon hier rumsteht. Man hört/liest ja, dass die Autorin (von einem weiteren Ausfall abgesehen) sich sehr gesteigert haben soll… 

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