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[Rezension] E.L. James: Shades of Grey 01 – Geheimes Verlangen

Originaltitel: Shades of Grey
Shades of Grey, #1

Klappentext:
Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …

Kommentar:
Wie der eine oder andere in der Vergangenheit mitgekriegt hat, hab ich von einiger Zeit den ersten Band von »Shades of Grey« auf Englisch angefangen und irgendwann einfach nicht weitergelesen, weil ich mich mit dem Buch ziemlich gelangweilt habe. Da mir die Bände 1 und 2 jetzt auf Deutsch unvorhofft auf dem Flohmarkt vor die Füße gefallen sind, hab ich sie eingepackt, um es noch mal damit zu versuchen.

Ganz ehrlich, es ist mir ein Rätsel, was die Faszination und den Erfolg dieses Buches (und der Folgebände) ausmacht. Kurz gesagt geht es um die Beziehung zwischen einer arglosen Jungfrau, die noch nie einen Freund hatte, und einem verkorksten Milliardär mit S/M-Neigungen. Die beiden versuchen in einem ewigen Hin und Her, ihre Beziehung auszuloten, wobei ein Vertrag im Spiel ist, dessen Details in aller Ausführlichkeit gefühlte siebenundvierzig Mal wiedergekäut werden. Die Geschichte gipfelt in einer vollkommen unverhergesehenen Kehrtwendung, die vermutlich der einzige Grund dafür ist, dass irgendjemand den Folgeband liest, obwohl er sich mit dem Serienauftakt schon fürchterlich gelangweilt hat.

Zur an sich schon drögen und künstlich in die Länge gezogenen Story kommt, dass beide Protagonisten des Buches fürchterliche Nervensägen sind. Anastasia ist eine typische TSTL-Heldin, was schon in Kapitel 1 deutlich wird, als sie beim ersten Zusammentreffen mit Grey gleich mal auf die Schnauze fällt. (Nicht im übertragenen Sinn gemeint!) Sie wird beherrscht von ihrem moralisch-biederen Unterbewusstsein und ihrer halbwegs verwegenen »inneren Göttin«, die sich in Krisensituationen sozusagen zu Wort melden. Also eigentlich ständig. Und zwar mindstens eine von beiden Instanzen, gern auch beide im Widerstreit miteinander. Ansonsten ist Ana die meiste Zeit damit beschäftigt, nichts zu essen, stattdessen auf ihrer Lippe herumzukauen – ein Wunder, dass die überhaupt noch existiert – und zu erröten. Und natürlich Christian anzuhimmeln, weil der nämlich soooo gut aussieht. Aber so was von gut! Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, dass er ein Stalker und Kontrollfreak ist und dass die Art von Beziehung, die er mit Ana zu führen gedenkt, so gar nicht in ihrem Sinne ist.

Wie es wohl kommt, dass nicht nur Ana, sondern auch eine Vielzahl von Rezensentinnen Christan Grey als ach so interessante Persönlichkeit bezeichnen? Mit den Begriffen »Stalker« und »Kontrollfreak« ist eigentlich schon alles Wesentliche über ihn gesagt. (Abgesehen davon, dass er ja soooo gut aussieht.) Obsessiv könnte man noch hinzufügen. Er verfolgt, kontrolliert und bevormundet Anastasia von der ersten Minute an, so ortet er beispielsweise ihr Handy, spürt sie in irgendwelchen Bars auf und holt natürlich alles an Information über sie ein, was möglich ist. Er schüttet sie zu mit teuren Geschenken (u.a. Handy, Laptop, Auto), obwohl sie das nicht will, weil er glaubt, sie müsse diese Dinge haben. Und er verfolgt sie sogar nach Hause zu ihren Eltern, wo sie für ein paar Tage hinfährt, um ein wenig Abstand zu gewinnen und in Ruhe nachzudenken. Selbstverständlich meint er es nur gut, zumal ja Vertrauen gut ist, aber Kontrolle besser. Kontrollfreak eben. Überflüssig zu erwähnen, dass er zudem fürchterlich eifersüchtig ist (worin ihm Ana allerdings in nichts nachsteht; sie legt ein paar überaus peinliche Szenen hin!). Für sein verkorkstes Wesen und sein abstruses Verhalten gibt es selbstverständlich eine plausible Erklärung: Er hatte eine schreckliche Kindheit. Was genau damals eigentlich vorgefallen ist, bleibt im Dunklen, aber es ist klar, dass er ein ganz furchtbar armer schicksalsgebeutelter Kerl ist, der gar nicht anders kann, als Kontrollfreak, Stalker und natürlich Dom zu sein.

Dummerweise ist Ana die denkbar schlechteste Sub, an die Grey hätte geraten können. Ihre devote Seite ist alles andere als ausgeprägt, und sie ist überdies nicht nur S/M-unerfahren, sondern komplett unerfahren, sprich: Sie ist Jungfrau, die zuvor noch nicht ein Mal eine Beziehung hatte. (Wie könnte es anders sein.) Nur deshalb lässt sich der verkorkste Milliardär darauf ein, erst mal Blümchensex mit ihr zu praktizieren, bevor es ins Eingemachte und ans bloße »Ficken« geht, wie er so charmant sagt. Die betriebenen S/M-Spielarten sind insgesamt eher von der harmloseren Sorte; es kommen diverse Fesseln, eine Gerte und ein Flogger zum Einsatz. Ansonsten vögelt er sie unermüdlich und nicht klein zu kriegen in allen möglichen Stellungen hart und heftig durch, was die Jungfrau selbstmurmelnd von einem Höhepunkt zum nächsten jagt und so viele Wellen über ihr zusammenschlagen und sie mitreißen lässt, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht ertrinkt. Sehr zu ihrem Leidwesen darf sie Christian allerdings nicht berühren, und überhaupt findet sie diese ganze S/M-Geschichte eigentlich doof und erträgt das alles nur, um ihm Freude zu bereiten; eigene Orgasmen hin oder her. Man hat ein wenig den Eindruck, als würde sie seine Neigung für eine Art Krankheit halten, die sie über kurz oder lang mit ihrer Liebe heilen kann. Liebe schafft ja bekanntlich alles. Dumm nur, dass Christian gar nicht so wirklich geheilt werden will.

Vielleicht im nächsten Band …

 


7 Punkte

 

Serieninfo:
01 Fifty Shades of Grey | Shades of Grey – Geheimes Verlangen
02 Fifty Shades Darker | Shades of Grey – Gefährliche Liebe
03 Fifty Shades Freed | Shades of Grey – Befreite Lust

18 Kommentare zu [Rezension] E.L. James: Shades of Grey 01 – Geheimes Verlangen

  • Tolle Rezension, sie hat mich echt zum Schmunzeln gebracht! Ich habe die Bücher ja immer noch nicht gelesen, aber das, was ich davon gelesen habe, trifft total auf das zu, was du schreibst. ;)
    Ich glaube, wenn ich endlich zu den Büchern greife, werde ich sie mit viel Augenzwinkern lesen, vielleicht habe ich dann ja auch richtig Spaß daran. ;)

  • Obwohl mir das Buch sehr gut gefallen hat, fand ich deine Rezension durchaus amüsant *g*

    Aber was ist TSTL?

    Ich frage mich allerdings, warum du dem Buch ganze 5 von 6 Sternen gegeben hast, wenn du es doch so schlecht fandest.

  • Im Wesentlichen stimme ich dir zu.

    Sh. meine jugendfreie Version von 50 Shades of Grey:

    http://breakpt.blog.de/2012/09/12/zweihundertachtunddreissig-14667442/

  • Chrissi

    Hast du das Buch also doch noch fertig gelesen? ;-)
    Deine Rezi dazu trifft es aber ziemlich auf den Punkt – hab mich gut amüsiert beim Lesen

    TSTL = to stupid to life ;-)

  • TSTL ist auch eines meiner „liebsten“ Attribute bei einer weiblichen Romanfigur…
    Um den Titel Shades of Grey stolpert man ja zur Zeit in jeder beliebigen Auslage, ob nun Buchhandlung oder Supermarkt. Ich glaube aber, wenn ich es lesen würde, käme ungefähr die gleiche Rezi heraus wie bei dir Irina, also lasse ich es lieber :-)
    BDSM ist eine interessante Sparte, aber als reißerischer Aufmacher für einen ansonsten banalen „Jungfrau trifft supermaskulinen Macho“-Roman taugt es nicht.
    LG
    Armitage

  • „was die Jungfrau selbstmurmelnd von einem Höhepunkt zum nächsten jagt und so viele Wellen über ihr zusammenschlagen und sie mitreißen lässt, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht ertrinkt.“

    *lol* Einfach köstlich! Danke. Der Satz und mein Lachen daraufhin hat mir heute echt den Tag gerettet!

    Lg Anke

  • Herrlich geschriebene Rezension :D
    Auch interessant mal die Meinung von jemandem zu lesen, der sich in dem Erotik-Genre ein bisschen mehr auskennt als der Großteil der 50 Shades Leserschaft.

  • Schön, dass ihr euch amüsiert – mir hat das Schreiben auch Spaß gemacht. Mehr als das Lesen, würd ich mal so sagen! ;)

    Stephie: Chrissie sagte es ja schon, TSTL = too stupid to live. Und was die Punkte angeht: Falsche Grafik verlinkt! :)

  • Aber sag mal, ich hab das Buch selbst nicht gelesen, aber…ist es wahr, daß der „Held“ Christian unwahrscheinlich gutaussehend sein soll :-P

    Ich muß sagen, daß ich den Hype um dieses Buch nicht nachvollziehen kann. Na ja, das ging mir bei Twilight genauso.

  • Ich bin froh, dass es Gleichgesinnte gibt, die Shades of Grey einfach nur langweilig finden – und sich trauen, das zu sagen :-) Ich bin mittlerweile vorsichtig geworden, beim Small Talk über Shades of Grey abzulästern: Es gibt immer irgendjemand, der total drauf steht und sich vor den Kopf gestoßen fühlt ;-)

    • Ich konnte ehrlich gesagt noch nie verstehen, warum sich manch eine/r persönlich angegriffen fühlt, nur weil man einen anderen Buchgeschmack hat bzw. Bücher nicht mag, die er/sie mag. *kopfschüttel*

      Herzlich willkommen hier übrigens! :)

      • Danke fürs Willkommen heißen :-)

        Tja, an Shades of Grey scheiden sich halt die Geister. Ich will aber auch niemanden verurteilen, der die Serie total gut findet. Es ist halt Geschmackssache

        • Und wahrscheinlich ist das Buch nicht nur Geschmackssache, sondern es kommt auch ein bisschen darauf an, welche Vorerfahrungen man mit dem Genre hat. (Oder gar welche praktischen Erfahrungen mit S/M! *g*)

  • Vielen Dank für den Lacher am Abend! :-) Obwohl ich zu dem Thema nichts mehr lesen wollte, kam ich um deine Rezension nicht herum und habe mich tierisch amüsiert. Besser hätte ich das Buch auch nicht zusammenfassen können.

  • Felix

    Diese Rezension trifft einfach mal den Nagel auf den Kopf !

    Es kam die Frage auf, wieso die Titel so erfolgreich sind..?!

    Ich bin der Meinung, dass das Buch nur so erfolgreich ist, weil die Gesellschaft einfach noch ahnungslos und zu verklemmt ist.

    Man hat jederzeit die Möglichkeit sich im Internet über verschiedene Praktiken und auch alles was im Buch steht zu recherchieren und zwar seriös!!

    Ich bin aber der festen Überzeugung, das niemand der sich in der SM Scene bewegt dies tut um sein Kindheitstrauma zu verarbeiten und sich dann auch noch einer Jungfrau anvertraut bzw. sie als Partner/SexSklavin für seine Praktiken nimmt.

    Der eine oder Andere wird, falls er/sie SM Erfahrungen hat, merken, dass es sich bei vielen Dingen um Schrott handelt und einfach vieles falsch beleuchtet!

    Wenn jemand keine Ahnung hat, dann wird er natürlich Interessiert sein und weiter lesen, aber ich finde es ist einfach ein Unglaublich komisches Image welches vermittelt wird.

    Von den verhaltensgestörten Charakteren möchte ich gar nicht erst anfangen. Jeder denkt nun, dass nur sehr abgedrehte Leute(Stalker/Kontrollfreaks) solche Praktiken anwenden. Allerdings ist es in echt genau anders herum würde ich jetzt mal wagen zu behaupten.

    Ich finde es ist einfach der falsche Einstieg in die SM Welt. Aber da es überhaupt ein Einstieg darstellt und die Zielgruppe eine andere ist als sonst mit dieser Scene in Berührung kommen, ist das Buch eben so mega erfolgreich. Und jeder der Kommentare (Meiner Eingeschlossen) macht jemand unwissendem Lust das Buch zu lesen.

    Aber naja Sex Sells & Willkommen im Kapitalismus ^^

    (Achja bevor sich jmd in die Hose macht – das ist hier ist kein Trollbeitrag o.ä. ich finde es einfach nur übertrieben wieso bestimmte Dinge einen so fetten Hype genießen und qualitativ trotzdem so minderwertig sind.)

    • Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich bin ganz bei dir, ich glaube auch, dass das Buch ein ganz falsches Bild von BDSM vermittelt – man kann nur hoffen, dass die Mehrheit der Leute, die es lesen, genug Verstand haben, um das zu erkennen.

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